Rat der Stadt stimmt Änderung des Bebauungsplans zu - Rechtsextreme und CDU unterliegen

Weg für kölsche Zentralmoschee frei

Die Vertreter des türkisch-islamischen Verbandes DITIB können aufatmen: Der Rat der Stadt Köln hat den Weg für die geplante Zentralmoschee frei gemacht. SPD, Linke, FDP und Grüne stimmten am Donnerstagabend mit ihrer gemeinsamen Mehrheit im Rat für eine Änderung des Bebauungsplans. Damit sind die baurechtlichen Hürden für das Moschee- und Gemeindezentrum aus dem Weg geräumt. Die CDU im Rat sprach sich fast geschlossen gegen das Projekt aus, obwohl Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) bei seinen Parteifreunden beharrlich für die Moschee geworben hatte.

 (DR)

DITIB-Geschäftsführer Mehmet Yildirim zeigte sich erfreut über die Entscheidung. Allerdings äußerte er Unverständnis darüber, warum die CDU von ihrer Linie der ursprüngliche Zustimmung abgerückt sei. Ein Vertreter der CDU-Fraktion sagte in der Debatte kurz vor der Abstimmung, dass die DITIB nicht auf die Bedenken der Anwohner eingegangen sei. «So kann man keinen Beitrag zur Integration leisten», sagte der CDU-Politiker. Erwartungsgemäß stimmte auch die rechtspopulistische Initiative «Pro Köln» mit Nein.

Die langwierige Änderung des Bebauungsplans für das Grundstück in Köln-Ehrenfeld war nötig, weil bislang maximal vier Stockwerke zulässig waren. Mit diesen Begrenzungen wäre die 35 Meter hohe Kuppel ebenso wenig umzusetzen wie die beiden 55 Meter hohen Minarette. Auf mehreren Etagen sollen Büros, Veranstaltungsräume und Läden in dem Gebäudekomplex untergebracht werden.

Der Entwurf für die Moschee stammt von dem Kölner Architektenbüro Paul und Gottfried Böhm. Die erfahrenen Kirchenbaumeister hatten den Architektenwettbewerb gewonnen, den die DITIB Ende 2005 ausgerufen hatte.

Kritiker bezeichneten das Vorhaben als überdimensioniert und warnten davor, dass mit dem Moschee- und Gemeindezentrum eine Parallelgesellschaft zementiert werde. Auf eine Reduzierung der Gebäudehöhen wollten sich jedoch weder die DITIB noch Architekt Paul Böhm einlassen. Stattdessen verkleinerten sie die geplanten Gewerbeflächen, die den Einzelhändlern in Ehrenfeld Sorge bereiten, und entschieden sich für eine schlankere Minarettform.

Gegen die andauernde Kritik an Integrationsdefiziten türkischer Migranten betonten DITIB-Vertreter immer wieder, dass in ihren Räumen Deutsch- und Fortbildungskurse stattfinden. Der Verband, der eng mit der türkischen Religionsbehörde verbunden ist, wirbt seit Jahren für ein friedliches Zusammenleben. Auch Oberbürgermeister Schramma erklärte unmittelbar vor der Abstimmung: «Ich glaube, dass wir hier in wenigen Jahren von einer kölschen Moschee sprechen werden.» Ein wichtiger Bestandteil einer gelingenden Integration sei, dass die rund 120.000 Muslime in Köln ein offenes und würdiges Haus als Ort des Gebets hätten.

Ein würdiges Haus ist die bisherige DITIB-Zentrale auf dem Baugrundstück nicht. Sie wird dem Neubau weichen müssen. Seit mehr als 20 Jahren versammeln sich die Gläubigen in den mittlerweile maroden Räumen zum Gebet. Außerdem ist in dem Komplex die Zentrale der DITIB untergebracht. Dem Dachverband gehören bundesweit rund 880 Vereine ein, die meisten davon Moscheen. Noch in diesem Jahr sollen laut Yildirim die Arbeiten an der neuen Moschee beginnen. Ein Auftrag zum Abriss der alten Gebets- und Verwaltungsräume wurde bereits ausgeschrieben.

Mehr zum Thema