Kölner Stadtrat ebnet Weg für geplante Großmoschee - Kirchen begrüßen Bauvorhaben

Weg für kölsche Zentralmoschee frei

Dem Bau einer repräsentativen Zentralmoschee in Köln steht nichts mehr im Wege. Der Stadtrat beschloss am Donnerstagabend eine Änderung des Bebauungsplans und gab damit endgültig grünes Licht für das Vorhaben des türkisch-islamischen Verbands DITIB. Islamverbände und die Kirchen begrüßten die Entscheidung, die mit den Stimmen von SPD, Grünen, FDP und Linkspartei gegen die Stimmen der CDU und der rechtspopulistischen Organisation "Pro Köln" fiel.

 (DR)

Die Moschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld solle ein «Symbol des furchtlosen, friedlichen und vertrauensvollen Zusammenlebens» werden, kündigte die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) als Bauherrin an. «Wir bauen hier für alle Kölner - nicht nur für die Muslime», betonte der Vorsitzende Sadi Arslan. Mit dem Abriss der alten Moschee und dem Bau der neuen werde in Kürze begonnen.

Die Moschee soll zwei 55 Meter hohe Minarette und eine knapp 35 Meter hohe Kuppel erhalten, auch Büros und Läden sind vorgesehen. Der Moscheekomplex an der Venloer Straße ersetzt dann ehemalige Fabrikräume, die der DITIB seit mehr als 20 Jahren als Gebetsstätte und Verwaltungszentrale dienen. Der Verband, der eng mit der türkischen Religionsbehörde verbunden ist, hatte seine Pläne im März 2006 vorgestellt, nachdem Gespräche über eine gemeinsame Moschee aller Islam-Verbände gescheitert waren.

Ali Kizilkaya, Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, wertete die Stadtrats-Entscheidung als wichtiges Signal, dass Muslime in Deutschland das Recht hätten, würdige Gebetshäuser zu bauen. «Wenn Muslime ein Teil dieser Gesellschaft sind, wie der Bundesinnenminister sagt, dann gehören Moscheen dazu», sagte Kizilkaya am Freitag dem epd. «Das ist ein Teil von Deutschland.»

Für die evangelische Kirche sagte der Präses der rheinischen Landeksirche, Nikolaus Schneider, die Muslime machten mit dem repräsentativen Bau deutlich: «Wir sind hier, wir wollen uns auf Dauer auch hier einrichten und dieses Land mit gestalten.» Im WDR forderte Schneider die DITIB auf, sich für Religionsfreiheit auch in der Türkei einzusetzen, wo christliche Kirchen diskriminiert würden. «Eine solche Baugenehmigung in der Türkei für eine christliche Kirche wäre ja völlig undenkbar», sagte der Theologe.

Der Kölner Stadtdechant, Prälat Johannes Bastgen, äußerte im domradio-Interview die Hoffnung, die neue Moschee werde den interreligiösen Dialog fördern und einer Parallelgesellschaft vorbeugen. Er begrüßt, dass durch den Bau der Moschee ein würdiges Gebäude entstehe und die Muslime in Köln nicht mehr in Fabrikhallen, Garagen und Hinterhofgebäuden beten müssten. Zugleich erteilte er dem Vorhaben von "Pro Köln", eine "Anti-Islam-Konferenz" in Köln zu veranstalten, eine klare Absage.

Auch die evangelische Kirche in Köln zeigte sich erfreut, dass «unsere muslimischen Mitbürger künftig an einem würdigen Ort ihren Glauben unter uns leben können». Der stellvertretende Superintendent Rolf Domning mahnte aber Vertrauensbildung und «das Bemühen um Kommunikation mit der Bevölkerung sowie um wechselseitige Begegnung von Christen und Muslimen» in Köln müssten weitergehen. In der Vergangenheit sei «vieles nicht gut gelaufen».

Die nordrhein-westfälischen Grünen kritisierten, dass die CDU-Fraktion im Kölner Stadtrat anders als CDU-Oberbürgermeister Fritz Schramma gegen das Moschee-Projekt in den geplanten Dimensionen stimmte. Toleranz und Integrationsbereitschaft dürften nicht nur ein Lippenbekenntnis sein, erklärte der Grünen-Landesvorsitzende Arndt Klocke. Er hoffe, dass die deutliche Entscheidung für den Moscheebau «das Signal ist, um der Hetze der rechtspopulistischen Bewegung 'Pro NRW' den Boden zu entziehen».

Die vom Verfassungsschutz beobachtete Wählervereinigung will vom 19. bis 21. September in Köln einen «Anti-Islamisierungskongress» abhalten. Pfarrer Domning sprach von einer «rechtsradikalen Hetzveranstaltung», die Ängste vor dem Islam schüren solle. Gegen den Kongress sind bereits Proteste geplant.

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