Trauergottesdienst und Beisetzung in Moskau

Abschied von Patriarch Alexij II.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Alexij II. ist am Dienstag in Moskau beigesetzt worden. Der Sarg mit seinem Leichnam befindet sich nun unweit der Reliquien seines Namenspatrons, des orthodoxen Heiligen Alexius, in der Jelochow-Kathedrale. Dort war Alexij II. vor 18 Jahren in sein Amt eingeführt worden.

Alexij II. war seit 1990 geistlicher Führer von weit über 100 Millionen Gläubigen (KNA)
Alexij II. war seit 1990 geistlicher Führer von weit über 100 Millionen Gläubigen / ( KNA )

Der Patriarch war am Samstag im Alter von 79 Jahren an Herzversagen gestorben. Vor der Beisetzung feierte Interims-Oberhaupt Metropolit Kyrill gemeinsam mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., eine Totenmesse in der größten Kirche Moskaus, der Christus-Erlöser-Kathedrale. Kyrill würdigte Alexij II. als einen Mann von "weltweiter Bedeutung". Sein Weg sei darauf ausgerichtet gewesen, "keine Konflikte anzuheizen". Er sei davon überzeugt gewesen, dass die einzigen dauerhaften und echten Verbindungen zwischen den Menschen nur durch die Liebe nach dem Vorbild Christi hergestellt werden könnten.

Auch habe Alexij II. durch seinen Dienst die Kirche gestärkt, sagte Kyrill. Unter ihm sei die russisch-orthodoxe Kirche die wichtigste Kraft geworden, die die "Traditionen und Werte des heiligen Russland bewahrt". Bartholomaios I. hatte vor seiner Abreise nach Moskau den Einsatz des verstorbenen Patriarchen für die Einheit der Orthodoxie gewürdigt.

An dem Gottesdienst nahmen unter anderen der russische Präsident Dmitri Medwedew, Ministerpräsident Wladimir Putin sowie zahlreiche Vertreter christlicher Kirchen und anderer Religionen teil. Der Vatikan wurde von einer hochrangigen Delegation unter der Leitung der Kardinäle Walter Kasper und Roger Etchegaray vertreten. Die Deutsche Bischofskonferenz entsandte den Regensburger Bischof Gerhard Müller.

Wahl des neuen Patriarchen
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige würdigte Alexij II. in einem am Dienstag veröffentlichten Schreiben. Dieser habe seine Kirche in der schwierigen Zeit des Übergangs von der kommunistischen Herrschaft in die nachsowjetische Epoche geleitet und sich große Verdienste für die Bewahrung der Einheit der Kirche wie auch für die Neubestimmung ihrer Rolle in der Gesellschaft erworben. Feige ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe "Kirche des Ostens" der Deutschen Bischofskonferenz.

Wegen der Trauerfeiern wurde in Moskau die Polizeipräsenz erhöht. Die Sperrung zahlreicher Straßen löste ein Verkehrschaos aus. Seit dem Wochenende hatten Medienberichten zufolge mehr als 80.000 orthodoxe Gläubige dem verstorbenen Kirchenoberhaupt die letzte Ehre erwiesen.

An diesem Mittwoch soll der Heilige Synod den Termin für die Wahl des neuen Patriarchen festlegen. Er muss spätestens in einem halben Jahr von einem Konzil gewählt werden, dem neben allen Bischöfen auch Mönche und Laien angehören.

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