Das sind schon mehr als im Gesamtjahr 2015 und fast doppelt so viele wie noch zu Jahresbeginn, als 4.749 geflüchtete Minderjährige als vermisst galten. Der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, forderte deshalb eine verbesserte Zusammenarbeit von Polizei- und Bundesbehörden auf der einen Seite und Suchdiensten wie dem des Deutschen Roten Kreuzes und den Jugendhilfeträgern vor Ort auf der anderen Seite.
Keine konkreten Hinweise auf kriminellen Hintergrund
Der größte Teil der Verschwundenen waren Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren (8.046 Personen). Nur 867 waren Kinder unter 13 Jahren, hinzu kamen 78 Personen über 18 Jahren. Mit Blick auf den Anstieg der Zahlen verwies das Amt auf den massiven Flüchtlingszustrom seit Mitte vergangenen Jahres, in dem auch sehr viele unbegleitete Kinder und Jugendliche nach Deutschland gereist seien.
"Konkrete Erkenntnisse, dass ein Teil der zu Jahresbeginn vermissten minderjährigen Flüchtlinge Kriminellen in die Hände gefallen sein könnte, liegen im Bundeskriminalamt nicht vor", so die Behörde. Eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes (BKA) sagte: "Vielfach entfernen sich die Kinder nicht planlos, sondern wollen ihre Eltern, Verwandten oder Bekannten in anderen deutschen Städten oder gar im europäischen Ausland aufsuchen." Die Statistik verzerre dabei die Zahlen nach oben.
Für Europa gibt es keine aktuellen Zahlen. Die Europäische Polizeibehörde Europol verwies auf eine Schätzung vom Februar, wonach mindestens 10.000 unbegleitete Flüchtlingskinder nach ihrer Ankunft in Europa verschwunden sind. Die Zahl sei inzwischen deutlich höher, hieß es. Viele seien wohl in der Obhut ihrer Familie, man könne aber auch Verbrechen nicht ausschließen.
Schicksale aufklären
Kinderhilfswerks-Präsident Krüger, erklärte dazu, die erschreckend hohe Zahl von vermissten Flüchtlingskindern wecke schlimmste Befürchtungen, auch wenn die Zahlen aufgrund von Mehrfachregistrierungen, der Weiterreise zu Verwandten oder Fehlern in der Datenerfassung niedriger seien als bisher angenommen.
Bei vermissten unbegleiteten Flüchtlingskindern bestehe eine größere Gefahr, dass sie Kriminellen in die Hände fallen, als bei anderen Kindern und Jugendlichen. Den Heranwachsenden drohten Ausbeutung, Sexarbeit, Sklaverei oder sogar Organhandel. "Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass das Schicksal so vieler Kinder und Jugendlicher nach wie vor ungeklärt ist", so Krüger. Die Behörden in Deutschland stünden in der Pflicht, gezielt und mit Nachdruck nach den Betroffenen zu fahnden.