domradio.de: Mit der Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises ist der Wille zum Frieden und die Bereitschaft zur Versöhnung des kolumbianischen Volkes und seines Präsidenten, Juan Manuel Santos, ausgezeichnet worden. So begründet das Nobelpreiskomitee in Oslo die diesjährige Vergabe. Kaci Kullmann Five, die Vorsitzende des Nobelpreiskomitees, betonte ausdrücklich, dass auch das kolumbianische Volk mit dem Preis geehrt wird. Begrüßen Sie die Entscheidung?
Monika Lauer-Perez (Kolumbien-Referentin beim katholischen Hilfswerk Adveniat): Es gab so viele Nominierte wie noch nie in diesem Jahr. Dann ist es natürlich besonders schön, dass er an den kolumbianischen Präsidenten und, das ist ganz wichtig, an das kolumbianische Volk geht. Dass sie für ihre Bemühungen um den Frieden ausgezeichnet werden, wurde ausdrücklich erwähnt.
domradio.de: Hat es sie überrascht, dass Kolumbiens Bevölkerung den Friedensvertrag mit den FARC-Rebellen hat platzen lassen?
Lauer-Perez: Natürlich. Es gab wohl selbst in Kolumbien niemand, der nicht erstaunt war. Präsident Santos und sein Kontrahent eingeschlossen. Nach einer kurzen Schockstarre hat man sich aber dann überlegt, welche Schritte jetzt folgen müssen.
domradio.de: Glauben Sie, dass der Nobelpreis den Friedensprozess in Kolumbien fördern wird?
Lauer-Perez: Ja, auf jeden Fall. Nach diesem Schock des Ausgangs der Volksabstimmung gibt das jetzt nochmal richtigen Rückenwind für die Fortführung des Friedensprozesses. Man möchte jetzt nicht aufgeben. Das Volk hat Märsche organisiert. Die kolumbianische Regierung und die Kirche, die ja auch ein großer Unterstützer dieses Friedensprozesses war, werden weiterhin daran arbeiten.
domradio.de: Woran ist dieser Friedensprozess gescheitert?
Lauer-Perez: Es gab ein umfangreiches Abkommen nach vier Jahren Verhandlungszeit zwischen der Regierung und den Rebellen. Für das Volk war es unmöglich, sich detailliert mit dem Inhalt des Abkommens auseinanderzusetzen. Da war es natürlich auch leicht für Propagandisten, das Volk zu manipulieren. Einige haben das Abkommen in dieser Form abgelehnt, das bedeutet aber nicht, dass sie den Frieden nicht wollen.
domradio.de: Was ging in Ihnen vor, als Sie davon erfahren haben, dass Santos den Friedensnobelpreis bekommt?
Lauer-Perez: Ich hab mich wahnsinnig gefreut. Mehr für das kolumbianische Volk, als für Santos. Weil es wirklich ein harter Weg gewesen ist und auch noch sein wird in der Zukunft. Ich glaube, dass die Kolumbianer alle Unterstützung gebrauchen können. Und sich auch darüber freuen, wenn wir uns mit ihnen freuen.
Das Interview führte Silvia Ochlast.