Die Klageführer, Herero-Chef Vekuii Rukoro und Nama-Chef David Frederick, geben demnach an, stellvertretend für alle Nama und Herero weltweit aufzutreten, so heißt es in einer Mitteilung des zuständigen Gerichts in New York.
Über Entschädigungszahlungen hinaus fordern sie eine Beteiligung von Vertretern ihrer Volksgruppen an den Verhandlungen zwischen der deutschen und der namibischen Regierung.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, derzeit gebe es keine Verhandlungen mit den Nachfahren der Hereros, sondern ausschließlich mit Regierungsvertretern des Landes. Er verwies auf die Entwicklungshilfe, die in den vergangenen Jahren an das Land gezahlt worden sei. Diese sei auch Ausdruck der besonderen Verantwortung des einstigen deutschen Koloniallandes.
Klage könnte weitreichende Folgen haben
Der Linken-Abgeordnete Niema Movassat erklärte unterdessen, er begrüße es, dass Nachkommen von Herero und Nama nun am Verhandlungstisch seien. Die geforderten Kompensationen bezeichnete er als überfällig. Herero-Chef Rukoro hatte im Oktober bei einem Aufenthalt in Berlin betont, weder die Herero noch die Nama würden eine Entschuldigung Deutschlands akzeptieren, die keine Entschädigungen vorsehe.
Nach Ansicht des Hamburger Historikers Jürgen Zimmerer kann die Schadenersatzklage weitreichende Folgen haben. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) sagte Zimmerer: "Wenn es gelingt, Deutschland zu direkten Verhandlungen mit Vertretern einzelner Bevölkerungsgruppen und zu Reparationen zu zwingen, können viele weitere Fälle aus der Kolonialzeit akut werden." Zimmerer sagte, ein Erfolg der Klage in New York könnte etwa zu Reparationsforderungen gegen DeutschLand wegen Massakern während des Maji-Maji-Aufstands im heutigen Tansania führen, ebenso wegen Massakern und Strafaktionen in Togo, in Kamerun und in der Südsee.
Deutsche Truppen töteten Zehntausende Herero und Nama
Ursprünglich sollten die Verhandlungen bis Ende 2016 abgeschlossen sein. Es bleibe bei der Absicht, eine endgültige Einigung noch in der laufenden Legislaturperiode herbeizuführen, sagte der Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Ruprecht Polenz, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ziel der Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und Namibia sei, dass beide Länder über die damaligen Ereignisse und Verbrechen "in einer gemeinsamen Sprache sprechen"", so Polenz. Darauf aufbauend solle es eine deutsche Entschuldigung geben.
Im Zentrum des Dialogs stehen die Ereignisse zwischen 1904 und 1908 in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Damals töteten deutsche Truppen Zehntausende Herero und Nama. Dokumentiert ist der sogenannte Vernichtungsbefehl des damaligen Befehlshabers Lothar von Trotha (1848-1920).