Friedensmärsche schienen ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein. Inzwischen sind sie aktueller denn je, denn seit sechs Jahren wütet ein Bürgerkrieg in Syrien. Die USA schätzen die Zahl der Todesopfer mittlerweile auf mehr als 400.000, Millionen Menschen sind auf der Flucht. "Die Entwicklungen in Syrien bewegt die Menschen sehr", sagt Jens Peter Steffen. Er ist Sprecher der Kooperation für den Frieden und arbeitet an der Organisation der Ostermärsche mit. "Das war noch nicht so akut, als die meisten Aufrufe zur Demo zu kommen, in die Welt geschickt worden sind." Nach den Entwicklungen der vergangenen Wochen und nach dem Raketenangriff durch die Amerikaner sei der Ruf nach Frieden in Syrien natürlich noch mal viel aktueller geworden.
Zu den traditionellen Ostermärschen werden von Donnerstag an bundesweit wieder Tausende Friedensaktivisten erwartet. Bis Ostermontag sind knapp 100 Ostermarschaktionen wie Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen, Blockadeaktionen und Feste geplant. Die Organisatoren erwarten mehrere Zehntausend Teilnehmer; Schwerpunkte sind Großstädte wie Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Stuttgart, aber auch das Ruhrgebiet.
Jens Peter Steffen erklärt: "Die Konflikte werden immer unübersichtlicher. Worin sich Friedensbewegte einig sind, das ist der Wunsch, dass es mit diesen eskalierenden Maßnahmen so nicht weitergehen kann". Es müssten andere politische Vorstellungen formuliert werden. Und es gebe sie auch schon aus der Forschung, aber sie müssten gebündelt werden. "Das ist der Versuch der Ostermärsche darauf hinzuweisen."
Gegen Aufrüstung
Die Ostermarschierer fordern unter anderem einen Stopp der Bundeswehreinsätze im Ausland und die Einstellung sämtlicher Rüstungsexporte. In Chemnitz heißt es etwa "Aufrüstung stoppen! Rüstungsausgaben senken!" Bein Ostermarsch Mainz-Wiesbaden wird zu einer "Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt" aufgerufen. Stuttgart plakatiert den Marsch mit "Verantwortung für den Frieden, nicht für Krieg", München fordert "Abrüsten für eine gerechte Zukunft" und in Berlin heißt es kurz und prägnant: "abrüsten". Jens Peter Steffen wird selber in Berlin mitgehen. Das Thema sei ein Wiederkehrendes, was sicher auch längerfristiger bliebe, als ein Beispiel nennt Steffen die Rüstungsausgaben. Momentan kocht immer wieder ein Streit in der Regierung hoch. Die NATO hatte sich 2014 zum Ziel gesetzt, dass jedes Mitgliedsland spätestens 2024 mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgibt. Verteidigungsministerin von der Leyen will dies durchsetzen, Außenminister Gabriel ist etwa dagegen. Da widersprächen auch die Friedensbewegten, sagt Steffen, "das geht auf Kosten der sozialen Investitionen".
Regionale Themen
Neben den weltweiten Themen greifen verschiedene Ostermärsche auch Forderungen auf, die mit den Themen der einzelnen Regionen zu tun haben. "Das ist das, was die Form des Volkswillens so kräftig macht", sagt Steffen. Wer in der Nähe von Atomwaffen-Lagern oder Nuklearsprengköpfe-Standorten wohne und aktiv sei oder in Büchel, wo Atomwaffen gelagert seien oder beim riesigen Standort Ramstein, der habe natürlich noch mal ganz andere spezifische Interessen zu vertreten.
Ostermärsche gibt es in Deutschland seit 1960. Die Teilnehmer-Zahlen gingen aber in den vergangenen Jahren immer mehr zurück. Zwischen 1968 und 1983 hatten bei Ostermärschen in Westdeutschland noch mehrere hunderttausend Menschen gegen den Vietnam-Krieg oder die Nato-Nachrüstung demonstriert. Auch die beiden großen Kirchen und etwa die Fridensbewegung Pax Christi sind bei den Friedensmärschen aktiv.