Zentralrat der Juden für Antisemitismus-Beauftragten im Kanzleramt

"Entwicklung im Blick behalten"

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich für einen Antisemitismus-Beauftragten im Kanzleramt ausgesprochen. Hinter Israel-Kritik steckten sich immer häufiger Hass und alte Stereotype, sagte der Zentralratsvorsitzende Schuster in einem Interview. 

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Horst Ossinger (dpa)
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Horst Ossinger ( dpa )

"Wir brauchen einen Beauftragten, der die Entwicklung ständig im Blick behält, die Verantwortung für politische Initiativen hat und Ansprechpartner ist", sagte der Zentralratsvorsitzende Josef Schuster der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstag). Die Antisemitismus-Forschung zeige immer wieder Handlungsempfehlungen auf, die in Schubladen verschwänden. "Das darf mit dem vor kurzem veröffentlichten Bericht des Unabhängigen Expertenkreises nicht passieren."

Antisemitismus verberge sich mehr und mehr hinter Antizionismus, sagte Schuster. "Immer häufiger wird 'Israel' gesagt, wenn 'Juden' gemeint sind." Es gehe nicht darum, dass man keine Kritik an der israelischen Politik äußern dürfe, sagte Schuster. "Es geht darum, dass man mit Israel-Kritik politische Korrektheit suggeriert, obwohl sich dahinter immer häufiger alte Stereotype und Hass verbergen."

Sorge bereite der jüdischen Gemeinschaft, "dass unter den als Flüchtlinge nach Deutschland gekommenen arabischen Muslimen viele sind, die in ihrer Heimat über Jahrzehnte antisemitisch indoktriniert wurden", sagte der Zentralratsvorsitzende weiter. Umso größer sei die Herausforderung, diesen Menschen die in Deutschland geltenden Werte nahezubringen - "vom Existenzrecht Israels bis zur Gleichberechtigung von Mann und Frau". In Integrationskursen müsse das Thema aktiv angegangen werden.


Quelle:
epd