domradio.de: Was wird in den kommenden Tagen bezüglich der Beerdigung von Kardinal Meisner geplant?
Tobias Hopmann (Kölner Domvikar): An diesem Freitag geht es sozusagen mit den Trauerfeierlichkeiten los. Am Nachmittag wird der Leichnam des Alt-Erzbischofs in der Kirche St. Gereon unweit des Domes aufgebahrt. Das ist die Pfarrkirche des Alt-Erzbischofs. Das erzbischöfliche Haus, in dem der Alt-Erzbischof wohnte, liegt auf dem Pfarrgebiet. Um 18 Uhr wird Erzbischof Woelki in St. Gereon am offenen, aufgebahrten Leichnam Kardinal Meisners eine Vesper feiern. Die Kirche ist Freitag bis 22 Uhr geöffnet, am Samstag, Sonntag und Montag dann von jeweils 8 Uhr bis 20 Uhr. Die Gläubigen haben in dieser Zeit die Gelegenheit, in die Kirche zu kommen und Abschied von Kardinal Meisner zu nehmen und zu beten.
domradio.de: Man kann also ganz normal hinkommen und muss nicht auf Gottesdienstzeiten achten? Man kann persönlich Abschied nehmen?
Hopmann: Man kann den ganzen Tag dort hinkommen, da ist immer geöffnet. Es gibt natürlich über den Tag verteilt auch verschiedene Gottesdienstzeiten - Rosenkranzgebete, Stundengebet, die Feier der Heiligen Messe - aber man kann auch immer zwischendurch kommen, zwischen 8 Uhr morgens und 20 Uhr am Abend. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag nicht, am Freitag ist noch einmal die Kirche zu dieser besagten Zeit geöffnet, allerdings ist Kardinal Meisner am Freitag dann in einem geschlossenen Sarg aufgebahrt.
domradio.de: Am kommenden Samstag, dem 15. Juli, findet die große Beerdigung im Kölner Dom statt. Die Trauerfeier beginnt damit, dass es eine Prozession von St. Gereon zum Kölner Dom gibt?
Hopmann: Richtig, der Leichnam wird am 15. Juli ab 9:15 Uhr von St. Gereon zum Kölner Dom in einem großen Zug überführt. Wir erwarten viele, die da mitgehen. Und um 10 Uhr findet dann im Dom das Pontifikalrequiem statt.
domradio.de: Es ist ein besonderer und trauriger Anlass. Vor 30 Jahren verstarb mit Kardinal Höffner zuletzt ein Kölner Erzbischof. Gibt es da standardisierte Abläufe der Trauer und Beerdigung oder lässt man sich jedes Mal etwas neu einfallen?
Hopmann: Natürlich gibt es gewisse Bräuche, wie wir das in Köln immer handhaben, wenn ein Erzbischof stirbt. Wir sind ja ein altes Erzbistum, wir orientieren uns daran, aber man muss es an die aktuelle Situation anpassen. Wir haben eine andere Situation als im Jahr 1987. Es gibt immer ein Grundprinzip, das ähnlich läuft. Es gibt aber auch immer Anpassungen an die jeweilige Zeit und die Umstände.
domradio.de: Und dazu gehört es, dass wir uns jetzt in einer Trauerzeit im Erzbistum Köln befinden. Das merken wir daran, dass jeden Tag um 15 Uhr eine Glocke in jeder Kirche des Bistums läutet und dass es Trauerbeflaggung gibt. Aber das sind alles äußere Zeichen...
Hopmann: Richtig, die Gläubigen sind jetzt dazu aufgerufen, für den Alt-Erzbischof und für unser Bistum zu beten. In vielen Kirchen werden auch spezielle Gottesdienste gefeiert, Totenmessen, so dass jetzt alle eingeladen sind, diese Tage zwischen dem Sterben und der Beisetzung unseres Alt-Erzbischofs in besonderer Weise zu verbringen und ganz besonders für ihn zu beten.
domradio.de: Es ist eine stressige Zeit für Sie, weil viel in so kurzer Zeit zu planen ist. Sie sind von Kardinal Meisner auch zum Priester geweiht worden. Wie gehen Sie persönlich mit so einer Situation um? Haben Sie die Zeit, Abschied zu nehmen?
Hopmann: Mich hat die Nachricht des Todes natürlich getroffen. Zwar war der Alt-Erzbischof 83 Jahre alt, aber ich habe ihn vor Kurzem noch gesehen und er wirkte auf mich eigentlich dem Alter entsprechend fit, geistig auf jeden Fall, aber auch soweit körperlich, so dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass er so plötzlich stirbt.
Sehr tröstlich finde ich die Art und Weise wie er gestorben ist: während der Vorbereitung auf die Heilige Messe mit dem Gebetsbuch in der Hand. Einen passenderen Tod hätte es für ihn nicht geben können. Natürlich bin ich von ihm geprägt. Er ist der Bischof seit meiner Jugend. Er hat mein ganzes Studium, die Laufbahn mit allen Höhen und Tiefen bis zur Priesterweihe begleitet. Er hat mich dann im Jahr 2008 im Kölner Dom geweiht, mich als Domvikar an den Dom geholt. Seitdem habe ich natürlich noch eine engere Verbindung zu ihm, so dass ich zugegebenermaßen betroffen war.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.