Trumps Evangelikale: Die Freundschaft hält

Eine Art Wohlstandsevangelium im Weißen Haus

Weiße Evangelikale haben maßgeblich zum Wahlsieg von Donald Trump im vergangenen Jahr beigetragen. Der Rückhalt bleibt. Umfragen zeigen, dass die weitaus meisten mit der Amtsführung des neuen US-Präsidenten zufrieden sind.

Autor/in:
Von Konrad Ege
US-Präsident Donald Trump / © Susan Walsh (dpa)
US-Präsident Donald Trump / © Susan Walsh ( dpa )

Über traditionelle Werte predigende Pastoren und ein zeitweise ausfälliger Immobilienmogul: Das war bereits im Wahlkampf eine schwer zu verstehende, komplexe Freundschaft. Doch sie hält. US-Präsident Donald Trumpf kann sich offenbar auch bei Krisen auf seine betenden Fans verlassen. Deren Spektrum reicht von evangelikal und pfingstkirchlich bis zu Anhängern des im US-Protestantismus weit verbreiteten, doch oft verspotteten Wohlstandsevangeliums, dem zufolge Gott Gläubigen materiellen Erfolg schenken will.

Mitte Juli war wegen der Spekulationen über unlautere Russland-Kontakte zu Ungunsten von Konkurrentin Hillary Clinton im zurückliegenden Wahlkampf keine leichte Zeit für den Neuen im Weißen Haus. Trump wandte sich also an einen Fernsehsender ohne "Fake-Nachrichten" und harte Fragen und setzte sich hin mit dem Chef des "Christian Broadcasting Network", Pat Robertson. Der 87-Jährige ermutigt seit Jahrzehnten konservativ orientierte Christen.

Laut Trump hat sich Putin Clinton gewünscht

Trump konnte im Robertson-Interview ungestört über den G20-Gipfel sprechen. Er sei "wirklich fantastisch ausgekommen" mit jedem Regierungschef, sagte Trump. Auch über den russischen Präsidenten Wladimir Putin konnte sich der US-Kollege unbedrängt äußern. Trump sagte, er tue oft "das genaue Gegenteil von dem, was Putin möchte". Putin hätte vielleicht Hillary Clinton bevorzugt, denn die Demokratin hätte nicht in das US-Militär investiert, sagte Trump ohne Nachfragen.

Weit verbreitete Fotos von einem gemeinsamen Gebet im Weißen Haus wurden von evangelikalen Predigern online gestellt. Rechtschristliche Aktivisten und Pastoren stehen im Büro beim Präsidenten und legen ihm Hände auf. Trump habe an diesem 10. Juli seinen Kopf gesenkt beim Gebet. "Er begreift, dass er Gott braucht", erklärte der texanische Baptistenpastor Jack Graham, ehemals Präsident des Südlichen Baptistenverbandes, der größten protestantischen Kirche der USA.

Persönliche Verbindungen

Auf einem Foto steht unter all den Männern eine schick gekleidete blonde Frau gleich neben Trump. Megakirchenpastorin Paula White aus Florida ist nach eigenen Angaben seit rund fünfzehn Jahren mit Trump persönlich bekannt. Sie gilt als dessen "spirituelle Beraterin". White verkündet, dass Gott Gläubigen Gutes wolle. Man müsse positiv denken und Chancen ergreifen. Bei Trumps Amtseinführung sprach sie ein Gebet. Im Sender NBC betonte sie, der neue Präsident habe "Jesus Christus als Herrn und Retter" angenommen.

Historikerin Kate Bowler, Autorin des neuen Buches "Blessed: A History of the American Prosperity Gospel" (Gesegnet: Die Geschichte des amerikanischen Wohlstandsevangeliums), ist zur Schlussfolgerung gekommen, dass Trump der erste Präsident ist, "dessen einzige religiöse Impulse vom amerikanischen Wohlstandsevangelium kommen".

Wunscherfüller mancher Konservativer

Baptistenpastor Jack Graham erläuterte, er schätze Trump, denn dieser habe "so viele Sachen getan, auf die wir gehofft haben". Als Top-Priorität nannte Graham die Ernennung des konservativen Juristen Neil Gorsuch zum Obersten Gericht. Von diesem wird erwartet, dass er in seinen Urteil klar gegen Abtreibung Position bezieht.

Trump gibt konservativen Christen das Gefühl, sie hätten jemanden im Weißen Haus, der ihnen zuhört. "Es wurde uns versichert, dass der Präsident Glaubensführer schätzt, und dass er sich wünscht, dass wir helfen, unsere Nation nach vorne zu bringen", erklärte der Präsident des Exekutivausschusses des Südlichen Baptistenverbandes, Frank Page, einer der Teilnehmer am Gebet für Trump, im Informationsdienst Baptist Press.

Trump = Phoenix?

Nicht zuletzt beeindruckt offensichtlich Trumps Kämpfernatur. So sagte Pat Robertson gegen Ende des Wahlkampfes 2016: "Der Donald ... ist wie der Phoenix." Die Gegner dächten, er sei erledigt. "Er ist zurückgekommen. Er ist stark zurückgekommen".

Weiße Evangelikale stellten im November etwa ein Viertel der US-Wähler. Rund 80 Prozent stimmten für Donald Trump. Im April gab das Institut Pew Research neue Umfragezahlen heraus, denen zu entnehmen war, dass sich 78 Prozent der weißen Evangelikalen mit Trumps Amtsführung zufrieden oder sehr zufrieden zeigen.


Quelle:
epd