Papst trifft in Kolumbien venezolanische Bischöfe

Lageberichte aus dem Krisenland

Vor der Kolumbienreise von Papst Franziskus war spekuliert worden, ob es auch zu einem Treffen mit venezolanischen Kirchenvertreter kommen würde, da das Nachbarland in einer schweren Krise steckt. Nun gab es eine informelle Begegnung.

Papst mit Bischöfen / © Paul Haring (KNA)
Papst mit Bischöfen / © Paul Haring ( KNA )

Papst Franziskus hat in Kolumbien auch Kirchenvertreter aus Venezuela getroffen. Nach einer großen Messe in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota am Donnerstagabend (Ortszeit) begrüßte er die beiden venezolanischen Kardinäle Baltazar Porras Cardozo und Jorge Urosa Savino sowie drei weitere Bischöfe aus dem Nachbarland und unterhielt sich kurz mit ihnen, wie ein Vatikansprecher anschließend mitteilte.

Die Oberhirten hatten mit anderen ausländischen Bischöfen auf Einladung der Kolumbianischen Bischofskonferenz an dem Gottesdienst teilgenommen. Zuvor hatte der Vatikan zu Spekulationen über eine Begegnung des Papstes mit venezolanischen Bischöfen betont, es werde kein formelles Treffen stattfinden.

Adveniat: Papst bestürzt über Lage in Venezuela

"Papst Franziskus hat sich gegenüber den venezolanischen Bischöfe besorgt über die humanitäre Krise gezeigt. Er ist bestürzt über den verbreiteten Hunger, das Fehlen von Medikamenten und die Flucht Zehntausender Venezolaner." Das berichtet der Venezuela-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Reiner Wilhelm, der von Teilnehmern des Treffens am Rande der Kolumbienreise von Papst Franziskus am Donnerstagabend informiert wurde.

"Die Bischöfe haben Papst Franziskus über die Unrechtmäßigkeit der von Präsident Nicolas Maduro einberufenen Verfassungsgebenden Versammlung informiert, mit der das von der Opposition dominierte Parlament und damit die Demokratie ausgehebelt wurden.

Außerdem werden Politiker verfolgt, Priester und Ordensleute bedroht und Medien geschlossen", fasst der Adveniats Venezuela-Experte die Inhalte des Gesprächs zusammen. Von der Beschneidung der Pressefreiheit ist auch der vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat seit Jahren unterstützte Radiosender "Fe y Alegria" (Glaube und Freude) betroffen. "Damit ist eine wesentliche unabhängige Informationsquelle für die Bevölkerung bedroht. Nachdem Maduro die Mehrheit im Parlament verloren hat, will er nun das Volk mundtot machen", ist Adveniat-Experte Reiner Wilhelm überzeugt.

Der Papst habe die Bischöfe ermutigt, dem Volk weiterhin beizustehen und für die Verteidigung der Menschenrechte einzutreten, heißt es in der Erklärung weiter.

Papsttelegramm an Maduro

Papst Franziskus selbst hatte auf dem Weg nach Kolumbien am Mittwoch zum Gebet für Venezuela aufgerufen. Das Land müsse zu einer "guten Stabilität" und zu einem Dialog mit allen finden, sagte er vor mitreisenden Journalisten. Während des Überflugs über Venezuela sandte er - wie bei solchen Anlässen üblich - ein Grußtelegramm an den Staatspräsidenten. Abweichend jedoch von Standardformulierungen mahnte er darin zu nationaler Einheit und Rechtsstaatlichkeit. Er bete, "dass alle im Land Wege der Solidarität, Gerechtigkeit und Eintracht ebnen", schrieb er an Maduro.


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