Dafür seien gerechte Gesetze nötig, die auch die Ursachen struktureller Armut beseitigten. In der ersten Rede seiner Reise in das südamerikanische Land appellierte er beim Treffen mit Vertretern der Regierung und des öffentlichen Lebens am Donnerstagvormittag (Ortszeit): "Hören Sie auf die Armen und die Leidenden. [...] Durch sie lernt man wirklich Lektionen des Lebens, der Menschlichkeit und der Würde."
In seiner Ansprache auf dem Platz vor dem Präsidentenpalast verband der Papst die christliche Botschaft mit Kolumbiens Nationalhymne, in der es heißt: "Die ganze Menschheit, die in Ketten schmachtet, vollzieht die Worte dessen nach, der am Kreuz starb." Die Hymne des Landes wurde - ebenso wie die des Vatikan - zur Begrüßung des Papstes von einem Orchester gespielt.
Begrüßung durch Präsident Santos
Staatspräsident Juan Manuel Santos, im dunkelblauen Anzug, hatte den Papst zuvor auf dem roten Teppich per Handschlag begrüßt. Auch mit der Frau des Staatspräsidenten, Clemencia Rodriguez de Santos, die ein weißes Kostüm trug, wechselte Franziskus einige Worte. Vor seiner Rede begrüßte das Kirchenoberhaupt mehrere Kinder, Behinderte und ältere Menschen. Ein Kinderchor sang ein Friedenslied, Hunderte Gäste auf dem Platz verfolgten das Geschehen.
Der Papst zollte in seiner Rede all jenen Respekt, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten dafür eingesetzt haben, "der bewaffneten Gewalt ein Ende zu bereiten und Wege der Versöhnung zu finden". Dieser Einsatz dulde keine Pause. Der Weg, trotz Hindernissen, Unterschieden und verschiedenen Ansätzen eine "Kultur der Begegnung" zu fördern, sei lang. Der Mensch in seiner Würde sowie das Gemeinwohl gehörten ins Zentrum jeglicher Politik, Wirtschaft und sozialen Einsatzes. Für seine Äußerung, alle Menschen seien wichtig und "in Verschiedenheit liegt der Reichtum", gab es Szenenapplaus.
Wahlspruch "Freiheit und Ordnung"
Die Anstrengungen, so warnte der Papst, müssten der Versuchung von Vergeltung und kurzfristigen Sonderinteressen widerstehen. Kolumbiens Wahlspruch "Freiheit und Ordnung" bringe das Ziel des Wiederaufbaus im Land gut auf den Punkt: die Bürger in ihrer Freiheit zu achten und diese durch eine stabile Ordnung zu schützen. Dabei dürfe nicht vergessen werden, "dass die ungleiche Verteilung der Einkünfte die Wurzel sozialen Übels ist".
Der Papst zitierte auch aus einer Rede des kolumbianischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez von 1982: "Dennoch ist angesichts von Unterdrückung, Plünderung und Verlassenheit unsere Antwort - das Leben." Garcia Marquez hatte in seiner Nobelpreisrede "die neue und mitreißende Utopie des Lebens, [...] in dem Liebe wirklich wahr und Glück möglich ist" beschworen.
Den friedlichen und gerechten Aufbau des Landes nannte Franziskus "eine schöne und edle Mission, die zugleich eine schwierige Aufgabe ist". Er sei nach Kolumbien gekommen, so der Papst am Ende seiner Rede, um den Menschen zu sagen: "dass Sie nicht allein sind und dass wir viele sind, die Sie bei diesem Schritt begleiten".
Besuch der Kathedrale von Bogotá
Nach dem Besuch bei Präsident Santos fährt Papst Franziskus mit dem Papamobil zur nur 400 Meter entfernten Kathedrale der "Unbefleckten Empfängnis", einer der größten Kirchen Lateinamerikas. Unterwegs stoppt er am Rathaus, wo ihm Bogotas Bürgermeister Enrique Penalosa symbolisch die Schlüssel der Stadt übergibt.
Anschließend besucht der Papst die Kathedrale und betet dort mit Bischöfen und Gläubigen. Von dort begibt er sich anschließend zu Fuß zum Sitz des Erzbischofs. Von dort richtet er einige Worte an die Gläubigen auf der Plaza Bolivar und segnet sie.
Eine Begegnung mit den rund 130 kolombianischen Bischöfen sowie eine Rede des Papstes beenden das geplante Vormittagsprogramm (Ortszeit). Der gesamte Tag steht unter dem Motto "Handwerker des Friedens, Schutz des Lebens".