Für viele Politiker beginnt der Tag der konstituierenden Sitzung des Bundestags mit einem Gottesdienst. So auch an diesem Dienstag. Wie jedes Mal bei einer solchen Feier wird das Gotteshaus voll sein, denn unter den Abgeordneten sitzen auch im neuen Bundestag wieder viele Katholiken und Protestanten.
Wie sich insgesamt die Religionszugehörigkeit der Abgeordneten im Bundestag statistisch verändern wird, ist noch nicht klar, da noch keine vollständigen Angaben vorliegen. Die neue Ausgabe des Kürschners Handbuch, in der auch die Religionszugehörigkeit der Abgeordneten aufgelistet ist, soll erst im Januar erscheinen.
Katholiken in der Union
Erneut sind mehrere Vertreter der organisierten katholischen Laien im Parlament, die für eine Verzahnung von Kirche und Politik sorgen wollen. ZdK-Mitglieder in der Unionsfraktion sind weiterhin die amtierende Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sowie die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds, Maria Flachsbarth (CDU), und der Sozialpolitiker Peter Weiß (CDU). Von der SPD-Fraktion gehören die noch amtierende Bundesministerin für Umweltschutz, Barbara Hendricks, sowie die neue SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles dem katholischen Laiengremium an.
Die Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil, ist wieder CDU-Abgeordnete. Der Bundesvorsitzende des Kolpingwerks, Thomas Dörflinger (CDU), war nicht mehr angetreten. Den Verbandskatholizismus vertritt ebenfalls wie bisher die Vorsitzende des Bundes der Katholischen Unternehmer (BKU), Marie-Luise Dött (CDU).
Überkonfessioneller Stephanuskreis
Zu den aktiven Katholiken gehört auch Heribert Hirte (CDU), der Vorsitzende des Stephanuskreises, eines überkonfessionellen Forums in der Union, das vor allem für Religionsfreiheit eintritt. Der Kardinal-Höffner-Kreis engagierter Katholiken in der Unionsfraktion wird mit dem Ausscheiden von Karl Schiewerling (CDU) einen neuen Vorsitzenden wählen müssen.
In seinem Wahlkreis folgt ihm mit Marc Henrichmann (CDU) ein Mitglied der Kolpingsfamilie. Auch Wolfgang Bosbach hat in seinem Rheinisch-Bergischen Wahlkreis mit Hermann-Josef Tebroke (CDU) einem aktiven Katholiken den Stab übergeben.
Zu den neuen kirchlich aktiven Abgeordneten gehört zudem die Katholikin Silvia Breher (CDU), die für den niedersächsischen Wahlkreis Cloppenburg-Vechta in den Bundestag einzieht, während Katholik Joachim Herrmann den Einzug über die CSU-Landesliste verpasste. Aber er könnte ja noch als Minister nach Berlin kommen.
Bekennende Protestanten im Bundestag
Aktive Protestanten sind weiterhin vor allem in der Unions-Spitze vertreten, angefangen bei der CDU-Vorsitzenden, Bundeskanzlerin Angela Merkel, über die Noch-Bundesminister Thomas de Maiziere und Hermann Gröhe bis zu dem im Amt bestätigten Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder (alle CDU). Dem Bundestag selbst wird mit Wolfgang Schäuble ebenfalls ein Protestant vorsitzen.
Auf Seiten der SPD schaffte es die bisherige Religionsbeauftragte Kerstin Griese, die dem Rat der EKD angehört, erneut ins Parlament, ebenso die Vorstands-Vize des Diakonischen Werks Württemberg, Heike Baehrens. Nach längerer Pause wieder dabei ist - wie schon von 1990 bis 2004 - der Thüringer Theologe Christoph Matschie. Bei den Grünen sticht vor allem die Spitzenkandidatin und frühere EKD-Synoden-Präses Katrin Göring-Eckhardt hervor.
Christen in der FDP, AfD und bei den Linken
Bekennende Christen finden sich aber auch bei der traditionell eher kirchenkritischen FDP. Die Generalsekretärin Nicola Beer gehört der Evangelischen Allianz an, und mit Otto Fricke zieht ein ehemaliger EKD-Synodale ins Parlament ein. Die bayerische FDP-Abgeordnete Britta Dassler gehört wiederum dem Katholischen Frauenbund an. Zudem ist der evangelische Pfarrer Pascal Kober erneut für die Liberalen im Bundestag.
Für die Links-Fraktion sitzt mit der Katholikin Eva Schreiber künftig eine der Sprecherinnen der bayrischen Landesarbeitsgemeinschaft der Christinnen in der Linkspartei im Parlament.
Bei der AfD ist mit dem Katholiken Ulrich Oehme ein Mitglied des "Bundesvorstandes der Christen in der AfD" in Bundestag eingezogen. Ferner hat es der ehemalige Fuldaer CDU-Abgeordnete und konservative Katholik Martin Hohmann unter neuer Parteizugehörigkeit wieder nach Berlin geschafft. Schließlich gehört auch der bekennende pfingstkirchliche Christ, Waldemar Herdt, der einst im Bundesvorstand der Partei Bibeltreuer Christen aktiv war, der AfD-Fraktion an.