Wird der globale Temperaturanstieg nicht auf 1,5 Grad begrenzt, droht vielen Inseln und Kulturen des Südpazifik der Untergang. Ozeaniens katholische Bischöfe fordern eine "blaue Ökonomie" für eine nachhaltige Zukunft der Inselstaaten.
"Wieder andere segelten aufs Meer hinaus, um mit ihren Schiffen Handel zu treiben. Dort erlebten sie die Macht des Herrn, auf hoher See wurden sie Zeugen seiner Wunder." Die Bischöfe von Ozeanien müssen nicht lange in der Bibel nachschlagen, um den Auftrag zur nachhaltigen Bewahrung der Ozeane zu finden. Psalm 107 bietet geistliche Stütze für den Wunsch der Südseeprälaten nach einer "blauen Ökonomie".
Klimawandel ist Alltag
Es ist eine ökologische Binsenweisheit, dass für südpazifische Inselstaaten wie Tuvalu, Kiribati oder Tonga der Klimawandel längst leidvoller Alltag ist. Der Meeresspiegel steigt, tropische Wirbelstürme werden stärker; Grundwasser und Felder versalzen, das Meer schluckt immer mehr Land der tief liegenden Inseln.
"Durch die begrenzten Flächen ist eine Umsiedlung auf den Inseln selbst oft nicht machbar. Einzige Option ist die Auswanderung in andere Länder", heißt es in einem aktuellen Überblick über die "Menschlichen Dimensionen des Klimawandels in Asien und im Pazifik" der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB). Wenn die globale Erwärmung nicht gestoppt werden könne, so warnt die ADB, werde bis 2050 die Landwirtschaft von Papua-Neuguinea, den Salomonen und Fidschi zusammenbrechen.
Meer als Lebensgrundlage
"Für viele unserer Menschen ist das Meer die sorgsam gehütete Quelle ihrer Ernährung, ihrer Lebensgrundlage und ihres Lebensunterhalts", betont die katholischen Bischofskonferenz Ozeaniens. Die Botschaft, die die Bischöfe von ihrer Tagung im neuseeländischen Auckland den Politikern bei der am Montag begonnenen Weltklimakonferenz in Bonn schicken, lautet: "Mit unserem Ziel einer 'Blauen Ökonomie' soll an einem Entwicklungsmodell festgehalten werden, das die Nachhaltigkeit respektiert und weit über kurzfristige Profite hinwegschaut."
Um jedem Missverständnis zuvorzukommen, betonen die Bischöfe aber auch: "Wir sind nicht gegen wirtschaftliche Entwicklung."
Zweifler in australischer Regierung
In Bonn kommen derzeit die maßgeblichen klimapolitischen Akteure der Welt zusammen - auch aus Australien, dem großen Nachbarn der Inselstaaten. Premierminister Malcolm Turnbull ist von der Dringlichkeit politischen Handelns zur Eindämmung des Klimawandels tief überzeugt. Doch in seiner Regierungskoalition von Liberalen und Nationalen geben Leugner des Klimawandels den Ton an.
"Wenn australische Politiker zweifeln, dass der Klimawandel Realität ist, oder die Dringlichkeit sofortigen Handelns in Frage stellen, dann sollten sie Kiribati oder Tuvalu besuchen", sagt Phil Glendenning, dessen katholisches "Edmund Rice Centre" in Sydney das Netzwerk "Pacific Calling Partnership" ins Leben gerufen hat. Es unterstützt Umweltaktivisten, Kirchengruppen und Opfer des Klimawandels aus den Südseeländern in ihrem Kampf um Klimagerechtigkeit.
Als ein Beispiel für die Auswirkungen des Klimawandels führt Glendenning ein Phänomen auf Tuvalu an: "Wenn man bei Flut Salzwasserfontänen aus dem Boden schießen sieht, dann kann die Wirklichkeit nicht geleugnet werden." Sein Fazit: "Die Zukunft von Kiribati und Tuvalu ist unmittelbar in Gefahr."
"Ausbeuterische Zerstörung"
Ozeaniens Bischöfe haben aber auch frohere Botschaften zu verkünden. "Mit Erleichterung haben wir erfahren, dass sich eine systematische und koordinierte Opposition gegen den Bergbau auf dem Meeresgrund bildet", erklären sie. Der Unterwasserbergbau zur Förderung von Mangan-Knollen sei eine "ausbeuterische Zerstörung der ozeanischen Habitate". Mangan-Knollen enthalten hohe Mengen der für den Bau von Smartphones und Computern unverzichtbaren Metalle Nickel, Kobalt, Kupfer und eben Mangan.
Für eine grüne Zukunft mit blauer Wirtschaft in der Südsee ist der organisierte Widerstand gegen den Unterwasserbergbau ein echter Hoffnungsschimmer. Doch zum Kampf gegen den Klimawandel trägt er wenig bei. Hier erhoffen sich die Bischöfe von der Bonner Konferenz spürbare Fortschritte, um ihr Paradies im Südpazifik noch zu retten.