Die Vereinten Nationen haben Zusagen und Zahlungen in Höhe von mehr als zwei Milliarden US-Dollar (162 Millionen Euro) für Hungernde und Kranke im Bürgerkriegsland Jemen erhalten. Es handele sich um einen bemerkenswerten Erfolg und zeige die internationale Solidarität mit den Opfern des Krieges im Jemen, sagte UN-Generalsekretär António Guterres auf einer Geberkonferenz am Dienstag in Genf. Die EU versprach mehr als 130 Millionen Dollar.
Guterres betonte, dass Regierungen weitere Zahlungen in Aussicht gestellt hätten. Die UN und ihre Partnerorganisation bräuchten 2018 insgesamt knapp drei Milliarden Dollar für die Linderung der schlimmsten Not im Jemen. Die Kinder, Frauen und Männer in dem Land im Süden der arabischen Halbinsel seien Opfer der schlimmsten schwersten humanitären Krise weltweit.
UN-Generalsekretär verlangt offene Grenzen
Guterres mahnte eine politische Lösung für den seit drei Jahren dauernden Krieg an. Alle Konfliktparteien müssten sich dazu bereit erklären. Zudem verlangte Guterres von der Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens die Öffnung aller Häfen und Landwege in den Jemen, die im Zuge des Konflikts gesperrt worden waren. Offene Grenzen seien dringend nötig, um Hilfslieferungen ins Land zu lassen.
Auch die Nothilfeorganisation "Ärzte ohne Grenzen" forderte freien Zugang zu den Bedürftigen in dem Bürgerkriegsland. "Geld allein reicht nicht, um der gewaltigen Not im Jemen zu begegnen", erklärte Mercedes Tatay, die medizinische Geschäftsführerin der Organisation. Kämpfe und bürokratische Hürden behinderten vielerorts die Arbeit. Wegen der Importverbote sei der Benzinpreis gestiegen, viele Kliniken seien aufgegeben oder beschädigt worden. "Ärzte ohne Grenzen" hat 1.900 Mitarbeiter im Jemen, auf beiden Seiten der Front.
Katastrophale humanitäre Situation im Jemen
Neben den UN organisierten Schweden und die Schweiz die Genfer Jemen-Tagung. Im Jemen sind laut den UN 22,2 Millionen Menschen oder drei Viertel der Bevölkerung auf die Lieferung von Lebensmitteln, Trinkwasser, Medikamenten und anderen Hilfsgütern angewiesen. Rund 8,4 Millionen Menschen seien vom Hungertod bedroht, darunter viele Kinder. Zudem grassiere eine Cholera-Epidemie. Zivilisten seien Beschuss und Gewalt schutzlos ausgeliefert.
Im Jemen bekämpfen sich seit 2015 Huthi-Rebellen und die sunnitisch geprägte Regierung, die von der Militärkoalition unter saudi-arabischer Führung unterstützt wird. Der schiitische Iran steht den Rebellen bei. Mindestens 9.000 Menschen wurden bisher getötet.