3.000 österreichische Kirchen bei Protestgeläut gegen den Hunger

"Starkes Signal der Nächstenliebe"

In rund 3.000 österreichischen Kirchen haben am Freitag für fünf Minuten die Glocken geläutet, um auf den Hunger in der Welt aufmerksam zu machen. Wiens Kardinal Christoph Schönborn nannte die Aktion ein "starkes Signal der Nächstenliebe".

Glockengeläut / © Andreas Dziewior
Glockengeläut / © Andreas Dziewior

Es sei zudem ein Zeichen der "Solidarität mit Menschen, die nicht einmal das Nötigste haben, um zu überleben", ergänzte Schönborn. Dass noch immer alle zehn Sekunden ein Kind den Hungertod sterbe, sei "eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, die vermeidbar wäre", schrieb der Erzbischof in einer Kolumne in der Gratis-Zeitung "Heute" (Freitag).

Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz

Die Aktion "Glockenläuten gegen den Hunger" fand auf Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz statt. Caritas-Präsident Michael Landau und Caritas-Bischof Benno Elbs erklärten, das Protestläuten erinnere "zur Sterbestunde Jesu an die vielen Tode, die wir verhindern können - weltweit und Tag für Tag". Von den 815 Millionen Menschen, die weltweit an Hunger leiden, seien die Kinder besonders schwer betroffen, so Österreichs Kirche.

Der Präsident von Caritas-Österreich Michael Landau gab die Aktion zuletzt im Rahmen einer Reise nach Ruanda und Burundi bekannt, die im Fokus der diesjährigen Hungerkampagne des kirchlichen Hilfswerkes stehen.

Zum Sommerbeginn startete die diesjährige Hungerhilfeaktion der Caritas, mit der sie 150.000 Kindern ein Leben ohne Hunger ermöglichen will. Teil der Kampagne ist das landesweite "Glockenläuten gegen Hunger" am 27. Juli, das - zum ersten Mal in dieser Form - im Vorjahr vor dem Hintergrund einer drohenden Hungerkatastrophe in Kenia stattgefunden hatte.

Burundi und Ruanda, die Schwerpunktländer der aktuellen Caritas-Aktion, zählen zu den ärmsten Ländern der Welt, obwohl sie nicht von Dürre und Trockenheit betroffen sind. Hunger, Unterernährung und hohe Kindersterblichkeit sind in den beiden fruchtbaren Ländern die Folge von Armut und - v.a. in Burundi - von jahrzehntelangem Bürgerkrieg. Insgesamt ist in Afrika südlich der Sahara jedes dritte Kind chronisch unterernährt.

Vorbild Köln

Aus der Sicht der Caritas sind Frauen die wichtigsten Akteurinnen im Kampf gegen den Hunger. Das kirchliche Hilfswerk will sie stärken, damit sie ihre Familien wieder selber versorgen können. Geholfen wird mit Saatgut, Werkzeugen und Schulungen. Mikrokredite ermöglichen Frauen die Gründung eines Kleingewerbes. In Schulprojekten bekommen Kinder neben Bildung auch eine warme Mahlzeit.

Zum Weltflüchtlingstag 2015 hatten sich auf Initiative Kardinal Woelki im Erzbistum Köln über 230 Kirchen an der Aktion "23.000 Glockenschläge für 23.000 Ertrunkene" beteiligt und die Totenglocke geläutet. 23.000 Glockenschläge erinnerten so an jeden Einzelnen der seit 2000 allein auf dem Mittelmeer verstorbenen Flüchtlinge.


Christoph Kardinal Schönborn / © Cristian Gennari (KNA)
Christoph Kardinal Schönborn / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA , DR