Hedwig von Andechs verbindet Polen und Deutsche

Vor 775 Jahren starb die Patronin von Schlesien

Hedwig von Schlesien stammte aus Bayern. Als Gattin des polnischen Herzogs wurde sie zur vorbildlichen Landesmutter für alle Untertanen. Die Berliner Hedwigskathedrale ist nach ihr benannt. Wer war diese Frau?

Autor/in:
Von Anselm Verbeek
Kathedrale Sankt Hedwig / © Kristian Barthen (KNA)
Kathedrale Sankt Hedwig / © Kristian Barthen ( KNA )

"Brücken bauen zwischen den Völkern können nur heilige Menschen." Als die polnischen Bischöfe, vom Geist des Konzils beseelt, 1965 den Dialog mit den deutschen Amtsbrüdern suchten, beriefen sie sich in ihrem Hirtenbrief auf Hedwig von Schlesien als Symbolfigur der Versöhnung. Sie starb vor 775 Jahren, am 14. Oktober 1243, in ihrer Lieblingsstiftung, dem Zisterzienserinnen-Kloster Trebnitz nahe Breslau.

Feste Persönlichkeit und starke Frau

Die Herzogin stammte vom Klosterberg über dem bayerischen Ammersee, den damals die Burg der Grafen von Andechs krönte. Erzogen wurde die Grafentochter im fränkischen Kloster Kitzingen am Main. Ihrem Namen Hedwig - "Kämpferin" - machte sie viel Ehre. Sie war eine extrem feste Persönlichkeit und eine starke Frau.

Kraft brauchte sie auch. Schon mit zwölf Jahren wurde Hedwig von den Eltern mit Heinrich I. verheiratet. Die Kinderehe war eine wertvolle Verbindung im Machtpoker der Eltern. Heinrich I., der Gemahl der jungen Hedwig und polnischer Herzog von Niederschlesien, war in beiden Kulturen heimisch. An seinem Hof wurde polnisch und deutsch gesprochen. Deshalb begann Hedwig sogleich Polnisch, die Muttersprache ihrer meisten Untertanen, zu lernen. Hedwig gebar sieben Kinder, allerdings erreichten nur zwei Kinder das Erwachsenenalter. Allein ihre Tochter Gertrud überlebte sie.

Ausstellung über Hedwig von Schlesien, 1967 (KNA)
Ausstellung über Hedwig von Schlesien, 1967 / ( KNA )

Nach 22-jähriger Ehe verständigte sich Hedwig mit ihrem Mann, in Zukunft enthaltsam zu leben. Obwohl der Herzog als erfolgreicher Politiker gegen die weltlichen Ansprüche von Kirchenfürsten durchaus Härte zeigen konnte, war er persönlich fromm und schätzte besonders den Orden des heiligen Bernhard. Heinrich ließ sich wie ein Laienbruder der Zisterzienser einen Bart wachsen und ging als Heinrich der Bärtige in die Geschichtsbücher ein.

Ihr gelang der Spagat eines Doppellebens

Besonders in wohltätigen Belangen hatte Hedwig als Herzogin von Schlesien großen Einfluss auf die Politik ihres Mannes. Auf ihre Bitten gründete Heinrich 1202 den Zisterzienserinnen-Konvent in Trebnitz bei Breslau, das erste Frauenkloster in Schlesien. In dieses Kloster floh ihre Tochter Gertrud vor ihrem gewalttätigen Ehemann, Pfalzgraf Otto von Wittelsbach.

Ihrer Mutter Hedwig gelang der Spagat eines Doppellebens: Da war zum einen die elegante Landesfürstin, die an der Seite ihres Mannes Repräsentationspflichten hatte. Auf der anderen Seite galt sie als Frau von heiligmäßiger persönlicher Bedürfnislosigkeit und Wohltätigkeit, deren Disziplin allgemein bewundert wurden. Ein Abt schenkte ihr einmal ein Paar Schuhe, weil sie gern barfuß umherlief.

Sie trug gehorsam die geschenkten Schuhe, allerdings über ihre Schulter gehängt - diese Schuhe finden sich als Attribut der Heiligen auf zahlreichen Darstellung von Hedwig wieder. Hedwig war strenge Vegetarierin und trank keinen Wein. Als Landesmutter unterhielt sie eine Armenküche im herzoglichen Hofstaat. An Gründonnerstag pflegte sie das Ritual der Fußwaschung.

Nichts konnte die Herzogin aus der Fassung bringen

Hedwig verabscheute Gewalt. Als der Herzog während eines Gottesdiensts verschleppt wurde und ihr Sohn für eine Befreiungsaktion des Vaters bereits das schlesische Heer rüstete, erreichte sie kampflos die Freilassung ihres Mannes und rettete den Frieden.

Nichts konnte die Herzogin aus der Fassung bringen, - auch nicht der Heldentod ihres Sohnes Heinrich II. auf dem Schlachtfeld bei Liegnitz im Kampf gegen die Mongolen. Ihre klagende Umgebung tröstete Hedwig mit der Bitte des Vater Unser: "Dein Wille geschehe". Trauer hielt die starke Frau für überflüssiges Selbstmitleid.

Für damalige Verhältnisse erreichte die große Wohltäterin im mittelalterlichen Schlesien ein relativ hohes Alter von mindestens 65 Jahren. Hedwig - oder Jadwiga, wie sie ihre polnischen Untertanen nannten - wurde an der Seite ihres 1238 verstorbenen Mannes in der Klosterkirche zu Trebnitz beigesetzt.

Heiligsprechung 1267 durch Papst Clemens IV. 

Papst Clemens IV. hob anlässlich ihrer Kanonisation 1267 hervor: Die Heilige gehört allen Schlesiern, deutscher wie polnischer Zunge. Hedwigs Familie weist aber noch eine weitere große Heilige auf, die sich ungeachtet ihres Prinzessinnenstandes um die Armen kümmerte: ihre Nichte Elisabeth von Thüringen.

Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale

Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © hanohiki (shutterstock)
Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © hanohiki ( shutterstock )

Die Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale gehört zu den bedeutenden katholischen Gotteshäusern in Deutschland. Sie ist auch eines der historischen Wahrzeichen der Hauptstadt. Die Bischofskirche des Erzbistums Berlin hat jährlich über 200.000 Besucher. Geweiht wurde der runde Kuppelbau am 1. November 1773.

Quelle:
KNA