DOMRADIO.DE: Warum macht es überhaupt Sinn, Stollen in einem Gotteshaus einzulagern?
Michael Nobis (Inhaber der Bäckerei "Nobis Printen"): Das macht aus verschiedenen Gründen Sinn. Erstmal ist es für einen Stollen als Gebäck gut, wenn er gebacken wurde, dass er danach eine gewisse Zeit ruht. Es ist zudem gut für die Früchte und den gebackenen Teig, denn dadurch ergibt sich eine gute Vermischung im Stollen. Die Aromen wandern dann hin und her, am Ende kommt dabei ein wunderbarer Geschmack heraus.
Für uns Aachener ist der Aachener Dom natürlich etwas ganz Besonderes. Der Stollen bekommt dadurch eine ganz besondere Note: die besondere Atmosphäre, der Duft des Raumes – am Ende nimmt vielleicht sogar noch der Heilige Geist Einzug.
DOMRADIO.DE: Heißt das, dass der Christstollen auch anders schmecken wird?
Nobis: Das liegt im Geschmack des Einzelnen, der ihn dann probiert und vielleicht ein Hauch des Aachener Doms herausschmeckt. Offen gesagt unterscheidet sich der Stollen aus dem Dom geschmacklich natürlich nicht von den anderen, die wir sonst backen.
Aber der Hintergrund ist ja auch, dass wir damit auf den Dom aufmerksam machen möchten. Es ist eben ein denkwürdiges Bauwerk, was immer wieder Unterstützung braucht. Da sind wir gerne dabei und unterstützen den Aachener Dom. Das machen aber auch die Käufer des Stollens, ein Teil des Erlöses wird für den Dom gespendet. Der Dom benötigt immer wieder Geld, was die Restaurierung und Erhaltung angeht.
DOMRADIO.DE: Was heißt denn überhaupt Einlagerung? Wo und wie haben Sie den Stollen im Dom untergebracht?
Nobis: Man hat uns eine bestimmte Räumlichkeit, eine sehr schöne Kapelle zur Verfügung gestellt. Der Aachener Dom besteht ja aus vielen Gebäuden, die immer wieder angebaut wurden – vor vielen hundert Jahren natürlich. Wir haben mit unseren fleißigen Bäckern die Stollen dort hingebracht, das sind viele Treppenstufen gewesen, so viel lässt sich sagen. Was die Lebensmittelsituation angeht, stehen die Stollen dort einwandfrei. Jetzt können sie dort atmen und nehmen den Duft des Doms auf.
DOMRADIO.DE: Verraten Sie uns denn auch das Geheimnis Ihres Stollens. Was ist denn da so drin?
Nobis: In Aachen sind natürlich in allererster Linie die Aachener Printen die Spezialität schlechthin, die man auch mit unserer Stadt verbindet. Aber Stollen ist landauf landab etwas, was in die Weihnachtszeit gehört. Auch bei uns. Wir machen das seit vielen Jahrzehnten, das ist ein Butterstollen mit einer Marzipanfüllung und mit Früchten und Rosinen. Citronat und Orangenat ist auch enthalten. Es kommt darauf an, dass man viele gute Zutaten nimmt, dann macht man fast alles richtig. Und er muss einige Zeit gelagert werden.
DOMRADIO.DE: Wie lang wird er dann im Dom liegen?
Nobis: Er wird jetzt noch drei Wochen liegen, zu lange soll das dann auch nicht sein. Irgendwann tritt auch mal der Prozess einer Alterung ein. Aber wie gesagt, bei der Reichhaltigkeit und dem Butteranteil, den der Stollen hat, passiert ihm derzeit erstmal gar nichts. Durch die Lagerung wird im Grunde das Aroma nochmal verstärkt. Nach drei Wochen holen wir ihn dann raus. Dann sind wir auch tatsächlich ganz nah an der Adventszeit, sodass man dann auch, glaube ich, über Weihnachtsgebäcke verfügen darf.
DOMRADIO.DE: Wie und wo kann man dann diesen besonderen Stollen erwerben?
Nobis: Diese Stollen werden in unseren Verkaufsgeschäften in und rund um Aachen angeboten. Der ist übrigens auch im Unterschied zum Stollen, den wir sonst verkaufen, nochmal in einer Kassette verpackt. Die ist auch sehr hochwertig und sogar recyclebar. Es ist also auch ein besonderes Geschenk für Stollenliebhaber. Es gibt da schon eine ganze Reihe an Vorbestellungen, wir machen das zum fünften Mal. Sie werden sehr schnell vergriffen werden, so viel kann ich sagen. Man muss sich also ranhalten.
Das Interview führte Aurelia Rütters.