"Angedacht ist, dass das Münchener Institut für Praxisforschung- und Projektberatung (IPP) uns unter anderem bei der Zusammenstellung einer externen Expertengruppe hilft, die die Aufarbeitung übernehmen soll", sagte Bistumssprecher Volker Bauerfeld am Dienstag auf Nachfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Das Institut solle auch bei der Formulierung des Forschungsauftrags beraten. Ein Sondierungsgespräch sei für Mitte Januar geplant. "Das IPP verfügt über eine gute Vorerfahrung bei der Aufklärung von sexualisierter Gewalt in kirchlichen Einrichtungen und kennt auch bereits die Strukturen bei uns im Bistum", begründete Bauerfeld.
Vorwürfe gegen Bischof Janssen
Mitte November hatte das Bistum die Vorwürfe eines heute Mitte 70-jährigen Mannes öffentlich gemacht. Der frühere Bewohner eines kirchlichen Kinderheims berichtete, dass ihn Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) Ende der 1950er-Jahre aufgefordert habe, sich nackt vor ihm auszuziehen. Anschließend habe er ihn mit den Worten weggeschickt, er könne ihn nicht gebrauchen.
Der Mann schilderte weitere Missbrauchstaten durch Lehrer und Geistliche in den früheren Hildesheimer Kinderheimen Bernwardshof und Johannishof. Zum Bischof gebracht und wieder abgeholt wurde er seinen Angaben zufolge durch den Priester, der den Bernwardshof leitete. Die beiden Einrichtungen sollen nun komplett überprüft werden, wie Bauerfeld ankündigte.
Das IPP war bereits vor zwei Jahren vom Bistum mit einem Gutachten zu mehreren Missbrauchsfällen innerhalb der Diözese beauftragt worden.
Schwere Versäumnisse bei Aufarbeitung
Zuvor hatte sich bereits ein ehemaliger Ministrant an das Bistum Hildesheim gewandt und berichtet, Janssen habe ihn zwischen 1958 und 1963 sexuell missbraucht. Das IPP-Gutachten konnte die Vorwürfe weder beweisen noch entkräften. Allerdings lasteten die Autoren dem Bistum schwere Versäumnisse bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch an.
Hildesheims neuer Bischof Heiner Wilmer hatte sich zuletzt immer wieder für eine "schonungslose Aufklärung der Fälle von sexuellem Missbrauch" ausgesprochen. Er zeigte sich bereit, auch Externen Einsicht in kirchliche Akten zu gewähren. Ende Oktober übergab er Unterlagen an die zuständige Staatsanwaltschaft. Damals wurden sechs Ermittlungsverfahren eingeleitet.