Pontifikalamt mit Kardinal Woelki zum Fest der Erscheinung des Herrn

Orientierung am Morgenstern Christus

Der Dreikönigstag ist ein wichtiger Tag für die Menschen in Köln. Das zeigen in jedem Jahr die vielen Gläubigen, die im Dom die Heilige Messe mitfeiern und unter dem Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige herziehen.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Ein echter Vertreter aus dem Morgenland im Hintergrund: Kardinal Baselios Cleemis, Großerzbischof von Trivandrum / © Beatrice Tomasetti (DR)
Ein echter Vertreter aus dem Morgenland im Hintergrund: Kardinal Baselios Cleemis, Großerzbischof von Trivandrum / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Die Abfrage am Ende des feierlichen Gottesdienstes ist fast schon zu einem Ritual geworden, auf das die mehreren tausend Dombesucher Jahr für Jahr warten. Ob es denn auch diesmal wieder Gäste aus den Nachbarbistümern Aachen, Essen, Trier und Limburg gebe, vielleicht darüber hinaus sogar aus Mainz, München oder Augsburg? Schmunzelnd steht Kardinal Woelki hinter den vielen leuchtend bunten Sternsingern, mit denen es kurz vor dem Auszug immer noch ein fröhlich-buntes Bild auf den Treppenstufen des Altarraumes gibt.

Freundlich schaut der Kölner Erzbischof in die Runde und heißt noch einmal alle von nah und fern willkommen, die zu diesem für Köln besonderen kirchlichen Hochfest in den Dom gekommen sind. Nirgendwo sonst, so hatte er gleich zu Beginn in seiner Begrüßung gesagt, könne man authentischer das Epiphaniefest feiern als in der Hohen Domkirche mit dem Dreikönigenschrein, der die Gebeine von Kasper, Melchior und Balthasar berge.

In Freundschaft verbunden

Als ganz besonderen Gast hatte Woelki zuvor außerdem den Großerzbischof von Trivandrum, Baselios Kardinal Cleemis, begrüßt, den er im Juli bei seiner Indienreise getroffen hatte und der sich für ein paar Tage zu einem Gegenbesuch im Erzbistum Köln aufhält. Cleemis ist das Oberhaupt der mit Rom unierten syro-malankarischen Kirche. Ihre Gläubigen nennen sich Thomaschristen und gehören zur katholischen Kirche. Sie gehen auf den Apostel Thomas zurück, der im Jahr 52 n. Chr. an der indischen Malabarküste gelandet sein soll und 20 Jahre später, nach Gründung vieler Gemeinden, in der Nähe des heutigen Chennai das Martyrium erlitt. 

"Unsere Diözesen verbindet eine Freundschaft, die noch auf Kardinal Frings zurückgeht", erläuterte Woelki. Die Teilnahme des Mitbruders an diesem Gottesdienst zeige etwas von der Schönheit und Universalität der katholischen Kirche. Fast könne man meinen, fügte er lächelnd in Anspielung auf das exotisch anmutende Messgewand von Kardinal Cleemis noch hinzu, als sei "heute einer der drei Weisen aus dem Morgenland mitten unter uns".

Die Welt neu gestalten

Ins Zentrum seiner Predigt stellte Woelki dann den Stern von Betlehem, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt waren, um den neugeborenen König der Juden anzubeten. "Dieser Stern wird ihnen zum Verweis dafür, dass das Kind in der Krippe der Stern ihres Lebens, das Licht ihres Lebens, das Licht der ganzen Welt ist." Keine Macht und keine Nacht der Welt werde dieses Licht jemals auslöschen: wie auch damals diejenigen nicht, die Jesus von Nazareth ans Kreuz geschlagen hätten. "Das Licht der Weihnacht, der Stern von Bethlehem – er ist am Kreuz nicht erloschen", betonte der Kardinal. Vielmehr sei er Ostern noch heller aufgestrahlt. Und Christen glaubten, dass dieses Licht einmal alle Finsternis vertreiben werde.

"Es wird einmal die ganze Welt neu gestalten", formulierte Woelki seine Überzeugung. Spätere Generationen hätten Jesus selbst als Stern, als Morgenstern bezeichnet; als ein Sternbild, das Seefahrern und Wanderern zur Orientierung geworden sei, noch lange bevor es einen Kompass, Radar und Satelliten gegeben habe. "Der Morgenstern hat ihnen gezeigt, wo Osten ist, von woher es hell wird. Von ihm ließen sie sich die Richtung, den Weg weisen." Von daher sei der Morgenstern ein Zeichen der Hoffnung: "Es wird Tag, das Licht wird kommen."

Sanftmut und Barmherzigkeit

An diesem Morgenstern Christus, der so etwas wie ein Navigationssystem auf der Fahrt durch die Stürme des Lebens sei, gelte es, sich zu orientieren. Und an seinen Koordinaten, mahnte der Kölner Erzbischof und bekräftigte das mit Beispielen aus der Bergpredigt. So sei nur vermeintlich schwach, wer sanftmütig oder barmherzig sei, hielt er Skeptikern entgegen, die glaubten, in der Welt von heute – gerade auch in der harten Geschäftswelt, in Politik und Gesellschaft – würden allein die Gesetze des Stärkeren gelten.

Dabei könnten gerade die Sanftmütigen und Barmherzigen mutig und stark sein, stellte Woelki unmissverständlich klar. Denn wer sanft mutig sei und stark, der werde nicht um jeden Preis jedes Mittel anwenden. "Wer sanftmütig ist, der muss nicht unbedingt das letzte Wort haben und das aussprechen, was den anderen verletzt und wehrlos macht." In Wahrheit seien die Sanftmütigen die eigentlich Starken, weil sie die Kraft hätten, auch mal Nein dazu zu sagen, auf Kosten anderer zu leben.

Auch die Barmherzigkeit sei eine Koordinate Jesu, so der Kardinal weiter. Wenn jeder nur noch auf sich selbst blicke und achte, werde es kalt und dunkel, weil dann niemand mehr sehe, wie ein von Herzen kommendes Lächeln das Gesicht eines anderen hell mache. Woelki rief seine Zuhörer dazu auf, an der Seite derer zu bleiben, die es allein nicht schaffen und die allein nicht mehr weiter wissen. "Es gibt noch eine Welt, in der es Freude macht zu leben", sagte er, "dort nämlich, wo Menschen sich aufeinander verlassen können, wo sie darum wissen und darauf vertrauen können: Ja, ich bin nicht allein. Da gibt es jemand – auf den ist Verlass." Barmherzige und sanftmütige Menschen hätten – wie Jesus – ein Herz für den anderen.

"Gottes Stern leuchte uns…"

"Vielleicht spielen sie in einer Welt wie der unseren nicht unbedingt immer die erste Geige." Aber das besage ja noch lange nichts darüber, wer letzten Endes Gottes Schöpfung und die Gesellschaft weiter voranbringe. Abschließend unterstrich Woelki noch einmal: "Die Sanftmütigen und Barmherzigen geben ein Beispiel für die Welt, wie sie aussehen könnte und, davon bin ich überzeugt, wie Jesus sie sich im letzten denn wohl auch vorgestellt hat." Der heutige Festtag frage danach, an welchem Stern, an welchen Koordinaten sich jeder Einzelne orientiere. Sanftmut und Barmherzigkeit, so der Kardinal, seien dabei nicht die schlechtesten.

"Gottes Stern leuchte uns…" sangen am Ende noch einmal alle Gläubigen im Dom, bevor sie – wie sonst nur zur traditionellen Domwallfahrt üblich – zu tausenden in langer Prozession unter dem Dreikönigenschrein herzogen. Dabei fehlten auch die fast 50 Sternsinger der Kölner Domsingschule nicht, denen Woelki zuvor für ihren Einsatz gedankt hatte und die im Anschluss noch lange durch die Straßen der Innenstadt zogen. Denn von dem Licht des Morgensterns Christus, von seinem Segen wollten sie auch denen etwas bringen, die an diesem großen Bistumsfest nicht ans Grab der Heiligen Drei Könige gekommen waren.


Der Dom ist mit mehreren tausend Menschen gefüllt / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der Dom ist mit mehreren tausend Menschen gefüllt / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Die beiden Kardinäle Cleemis und Woelki verbindet eine enge Freundschaft / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die beiden Kardinäle Cleemis und Woelki verbindet eine enge Freundschaft / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Kardinal Woelki dankt den Sternsingern für ihren großen Einsatz / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kardinal Woelki dankt den Sternsingern für ihren großen Einsatz / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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