Zur Bedeutung des Wassers in den Religionen

"Äußere und innere Reinigung"

Am Weltwassertag erkundet DOMRADIO.DE die religiöse Bedeutung des Wassers. In allen Religionen spielt Wasser eine wesentliche Rolle, so Diakon Wiegelmann im Interview. Für was steht es eigentlich im Christentum?

Weihwasserbecken / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Weihwasserbecken / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wo spielt Wasser denn in Religionen eine Rolle?

Tobias Wiegelmann (Diakon im Erzbistum Köln): In vielen Religionen ist das Wasser dazu da, wozu wir es eigentlich auch im Haushalt benutzen: zum reinigen. Es geht natürlich nicht nur um die äußere Reinigung, sondern es ist ein Zeichen, das uns darauf aufmerksam macht, dass wir uns auch innerlich quasi waschen müssen und innerlich rein werden. Das äußere Zeichen befördert dann die innere Reinigung. Das ist in den meisten großen Religionen eigentlich das ursprüngliche Ritual.

DOMRADIO.DE: Jetzt hat das Wasser im Christentum ja eine ganz besondere Bedeutung: die Wandlung von Wasser in Wein oder auch ein wenig Wasser, das man während der Wandlung am Altar bei der Eucharistiefeier dem Wein im Kelch hinzugibt. Was hat es mit dem Wasser bei der Wandlung auf sich?

Wiegelmann: Das Schöne an diesem Zeichen ist, dass man es auf zwei Arten lesen kann. Der nüchterne Skeptiker würde es ganz pragmatisch sagen: In der Antike war Wein eben nicht so wie wir ihn heute kennen, sondern mehr Likörartig, relativ dickflüssig. Deswegen hat man ganz praktisch Wasser hineingeschüttet, um ihn besser trinken zu können.

Der Gläubige sieht darin aber noch etwas anderes, und in der Liturgie wird dies durch die Gebete sehr schön deutlich. Wenn ich als Diakon den Kelch vorbereite, dann gibt es ein Gebet, wie das Wasser sich mit dem Wein verbindet. Sinngemäß geht es dann weiter: Lasst uns diesen Kelch teilhaben an der Gottheit Christi. Das Wasser steht hier für das Vergängliche, also das Menschliche, das sich mit der Gottheit Christi vermischt. Es ist ein Zeichen dafür, wie wir teilhaben an dem, was Christus gemacht hat.

DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist das Weihwasser bei der Taufe?

Wiegelmann: Ohne Wasser funktioniert die Taufe nicht. Man hört es ja schon im Wort: taufen, tauchen. Das klingt recht ähnlich. Das kennen wir. Es ist das zentrale Symbol der Taufe.

DOMRADIO.DE: Was unterscheidet Taufwasser von Leitungswasser?

Wiegelmann: Es ist geweihtes Wasser. Im Grunde entziehe ich es der üblichen Nutzung. Das geweihte Wasser nehme ich eben nicht mehr zum Kaffeekochen. Es ist dem Gebrauch im Gottesdienst oder in religiösen Ritualen vorbehalten.

Es gibt ein Weihegebet, mit dem das Tauwasser geweiht wird. Sehr eindrücklich erlebt man das in der Osternacht. Da wird die Osterkerze ins Wasser getaucht und das Gebet gesprochen, das daran erinnert, wo das Wasser überall in der Bibel vorkommt. Das Zeichen, was wir hier machen, das hat eine Tradition und eine ganz lange Geschichte.

DOMRADIO.DE: Haben Sie auch ein ein Weihwasserbecken zu Hause?

Wiegelmann: Tatsächlich ja. Ich habe so eine Ikone an der Wand und direkt daneben hängt ein ganz kleines Weihwasserbecken. Es reicht für den Hausgebrauch von der Größe.

DOMRADIO.DE: Was macht man dann genau damit?

Wiegelmann: Ich bekreuzige mich damit nach dem Gebet.

DOMRADIO.DE: Manche Christen nutzen ja auch Jordanwasser. Wird man davon wirklich heiliger?

Wiegelmann: Heiliger wird man nicht von außen, sondern nur von innen, von der Art und Weise wie man lebt. Es ist durchaus sinnvoll, sich solche Zeichen zu setzen. Es kommt immer ein bisschen darauf an, wie ich als Mensch gestrickt bin. Ich habe schon Kinder getauft, wo es den Familien wichtig war, zu sagen: "Wir waren in Israel. Wir waren an der Taufstelle Jesu und haben Wasser mitgebracht. Dürfen wir das Wasser dazu führen?" Natürlich dürfen sie das. Nicht weil das Wasser dann Heiliger wird, sondern weil die Menschen damit eine Erinnerung verbinden.

Das ist ja auch der Grund, warum wir dieses große lange Gebet beten zur Wasserweihe. Nicht, weil das Wasser dann umso heiliger wird, sondern weil wir dieses Wasser in eine Tradition, in eine Erinnerung stellen.

Das Gespräch führte Katharina Geiger.


Quelle:
DR
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