Christen müssten nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx "gerade in Europa dafür sorgen, dass nicht neu Hass und Misstrauen gegeneinander gesät werden".
Das sagte der Erzbischof von München und Freising am Karfreitag laut Manuskript in seiner Predigt zum "Kreuzweg der Völker" in der Münchner Innenstadt.
Brücken bauen im Geiste Jesu
Die christliche Prägung Europas wird demnach "erkennbar und spürbar" in einem "Miteinander der Völker und Nationen, in einem Geist der Versöhnung und des Friedens". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ergänzte: "Wir wollen uns dort engagieren, im Geiste Jesu, wo Brücken zueinander gebaut werden."
Christen seien "Menschen der Versöhnung, die Gräben überwinden, die Streit beenden, die Miteinander ermöglichen, die Gemeinsamkeit suchen", so Marx weiter. Diesen Geist sollten sie "nicht nur untereinander leben, sie sollen ihn einbringen in unsere Gesellschaft, in unser Gemeinwesen".
Deshalb gehe es beim "Kreuzweg der Völker", der Menschen aus allen Nationen und Kulturen versammle, nicht nur um die Christen, sondern um "die ganze Menschheitsfamilie".
Hoffnung für alle
Der Kreuzweg sei ein "Zeichen der Hoffnung für alle, denn Jesus ist der Bruder aller Menschen".
Marx betonte, am Karfreitag wüssten sich die Gläubigen mit jenen Christen, die "um ihres Glaubens willen verfolgt und benachteiligt werden", besonders verbunden.
Menschenrechte weltweit
"Wenn wir für die Rechte der Christen überall auf der Welt eintreten, besonders für die Rechte der Christen in totalitären Staaten und fanatisierten Gesellschaften, dann kämpfen wir damit auch für alle, deren Menschenrechte mit Füßen getreten werden, unabhängig von ihrem religiösen Bekenntnis."
Auch vom christlichen Glauben her sei es gut, "in einer freien, demokratischen Gesellschaft zu leben, in der die Würde der Person auch vom Gesetz her geachtet wird".
Mehrere Tausend Gläubige aus mehr als 20 Sprach- und Volksgruppen begehen am Karfreitag mit Kardinal Marx und dem Bischofsvikar für die Seelsorgsregion München, Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg, den "Kreuzweg der Völker", die traditionelle Karfreitagsprozession in der Münchner Innenstadt.