Europa steht nach den Worten von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor einer "fundamentalen Richtungsentscheidung". Nationalismus könne keine Lösung sein, sagte Kretschmann am Freitagabend in Weingarten.
"Wenn alle 'hier zuerst' brüllen, dann lösen wir keines der großen Probleme unserer Zeit."
Wer mit einem Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union liebäugele, habe die politische Welt von heute nicht verstanden, "der setzt Frieden, Freiheit und Wohlstand aufs Spiel", betonte der Ministerpräsident.
Einzige Lösung: Europa.
Zugleich forderte Kretschmann, Befürchtungen der Bürger ernst zu nehmen. Die Finanzkrise und Migrationsbewegungen hätten Ängste vor Kontrollverlust geschürt, die auch den Brexit in Großbritannien befördert hätten. Er betonte: "Die einzige Lösung ist Europa."
Kontrolle könne nur auf europäischer Ebene zurückgewonnen werden, denn "allein sind wir schlichtweg zu klein, um mit Großmächten wie den USA und dem aufstrebenden China die Weltordnung mitzuprägen".
"Schicksalswahl für Europa"
Auch der katholische Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, sprach mit Blick auf die anstehenden Wahlen von einer "Schicksalswahl für Europa".
Der jahrzehntelange Friede, für den die Europäische Union den Friedensnobelpreis erhalten habe, stehe auf dem Spiel.
Spiritueller Elan des heiligen Martins
Europa brauche daher neuen "spirituellen Elan". Als Leitfigur könne der heilige Martin dienen. Er versinnbildliche wie kaum ein anderer die sozialen, karitativen und christlichen Wurzeln der europäischen Kultur. Diskriminierung, Fanatismus, Abgrenzung und Nationalismus führten hingegen in eine Sackgasse, so Fürst.
Der Bischof und der Ministerpräsident äußerten sich bei einer Diskussion der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart zur Zukunft Europas.