Diakonie ruft Reisende zu Spenden für Bahnhofsmission auf

Fünf Cent pro Bahnticket

Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe bittet Bahnreisende um Spenden für die Bahnhofsmission. Denn die finanzielle Lage der Hilfsorganisation an deutschen Bahnhöfen ist prekär.

Die Bahnhofsmission hilft Menschen in den unterschiedlichsten Lebenslagen. / © Lisa Ducret (dpa)
Die Bahnhofsmission hilft Menschen in den unterschiedlichsten Lebenslagen. / © Lisa Ducret ( dpa )

Mit fünf gespendeten Cent pro verkauftem Bahnticket zugunsten der Bahnhofsmission könnten Zugreisende einen Beitrag für eine verlässliche Finanzierung der Einrichtungen leisten, erklärte der Vorstand der Diakonie Rehinland-Westfalen-Lippe (RWL), Christian Heine-Göttelmann, zum 125-jährigen Bestehen der Hilfsorganisation am Montag in Düsseldorf.

Bahnhofsmissionen werden oft nicht gefördert

"Die Belastung der Träger ist immens", betonte Heine-Göttelmann. Viele gerieten in Schieflage. Eine freiwillige Möglichkeit zur Spende bei jedem Ticketkauf könne die Bahnhofsmissionen entlasten.

Wenn jeder Bahnfahrer freiwillig pro gekauftem Ticket fünf Cent spenden würde, könnten bei rund 156 Millionen verkauften Fahrscheinen jährlich 75.000 Euro an jede der 104 Bahnhofsmissionen ausgezahlt werden. Kreative Ideen seien gefragt, denn Bahnhofsmissionen fielen bei Förderprogrammen häufig durchs Raster, sagte Heine-Göttelmann.

"Bahnhofsmissionen sind ein letztes Sicherheitsnetz"

Der Diakonie-Vorstand nannte die sozialen Hilfen am Bahnhof unverzichtbar. In den Städten gebe es eine Vielzahl sozialer Hilfen, die aber eine zunehmende Zahl von Menschen offensichtlich nicht erreiche. "Die Bahnhofsmissionen sind ein letztes Sicherheitsnetz für alle, die nicht, noch nicht oder nicht mehr durch andere Angebote erreicht werden", erklärte auch Karen Sommer-Loeffen vom Fachverband der Evangelischen Bahnhofsmissionen in der Diakonie RWL.

Im Schnitt suchten jährlich 1,7 Millionen Menschen den Kontakt zu den Bahnhofsmissionen in Rheinland-Westfalen-Lippe. Armutserfahrungen und psychische Erkrankungen würden bei den Gästen merklich zunehmen.

24 Bahnhofsmissionen mit knapp 500 Ehrenamtlichen

Die Personalkosten machten das Gros der Kosten aus, erklärte die Diakonie RWL. Eine Bahnhofsmission benötige im Schnitt 60.000 Euro pro Jahr. Bundesweit engagierten sich 2.000 Ehrenamtliche und 380 Hauptamtliche. "Ehrenamt braucht aber Hauptamt", betonte Sommer-Loeffen. Bei der Vielzahl an Fragen sei es wichtig, den Ehrenamtlichen mit hauptamtlichen Sozialarbeitern kompetente Ansprechpartner zur Seite zu stellen.

Im Gebiet des Sozialverbands Rheinland-Westfalen-Lippe sind zwischen Bielefeld und Saarbrücken 24 Bahnhofsmissionen mit knapp 500 ehrenamtlichen Helfern aktiv. Neben wohnungslosen Menschen betreuen sie vor allem Flüchtlinge und Arbeitsmigranten aus Süd- und Osteuropa. Mittlerweile hat fast jeder vierte Gast der Bahnhofsmission einen Migrationshintergrund.


Quelle:
KNA , epd
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