Kommt der Gedenktag für im Dienst verstorbene Polizisten?

"Sie haben es verdient, dass wir sie nicht vergessen"

Es gibt keinen Gedenktag für im Dienst gestorbene Polizisten. Das möchte die deutsche Polizeigewerkschaft Berlin ändern und fordert den 29. September, den Tag des Erzengels Michael, als Gedenktag ein.

Symbolbild Polizist / © Paul Zinken (dpa)
Symbolbild Polizist / © Paul Zinken ( dpa )

Michael ist der Schutzpatron der Polizisten.

DOMRADIO.DE: Sie haben schon im letzten Jahr Innenminister Horst Seehofer angeschrieben um vorzuschlagen, dass der Tag des Heiligen Michaels ein nationaler Gedenktag für die im Dienst verstorbenen Polizisten wird. Was hat er denn geantwortet?

Boris Novak (Stellvertretender Landesvorsitzender der deutschen Polizeigewerkschaft Berlin): Er wollte den Vorschlag an seine Amtskollegen in der Landesinnenministerkonferenz weitergeben. Dies geschah unserer Kenntnis nach auch. Nur erfolgte keine erkennbare Resonanz uns gegenüber.

Also haben wir dieses Jahr das Pferd von hinten aufgezäumt. Wir haben den Erzbischof von Berlin, Dr. Heiner Koch, angeschrieben. Er fand die Idee sehr sympathisch und unterstützt uns dahingehend. Dementsprechend spreche ich natürlich ein herzliches Dankeschön dafür aus, dass wir jetzt das Erzbistum Berlin auf unserer Seite haben und am kommenden Samstag, am Vorabend des Heiligen Michaels, in der St. Michaels-Gemeinde in Berlin Wannsee für Berlin das erste Gedenken für im Dienst getötete Polizistinnen und Polizisten begehen werden.

DOMRADIO.DE: Aber Sie fordern, dass das ein nationaler Gedenktag wird. 

Novak: Genau. Wir würden uns wünschen, dass das bundesweit am 29.9. - am Tag des Heiligen Michaels - begangen wird, da wir der Meinung sind, dass Menschen, die uns beschützen, es verdient haben, dass wir sie nicht vergessen.

In der Schweiz zum Beispiel wird dieser Tag auch begangen, auch in England und Amerika. Es wäre schön, wenn wir national an einem Tag für die vielen Polizistinnen und Polizisten diesen Gedenktag haben, und nicht jedes Bundesland für sich selbst. Die Polizeiarbeit ist bundesweit die gleiche. Sie unterscheidet sie ja nicht zwischen Hamburg, Berlin oder Bayern, sondern ist für den Schutzmann auf der Straße gleich.

DOMRADIO.DE: Aber gilt nicht auch der Volkstrauertag als Gedenktag für die Polizisten?

Novak: Der Volkstrauertag wird bei uns im Polizeipräsidium in Berlin dazu benutzt. Jedoch ist der Volkstrauertag ja eigentlich das Gedenken an die Gefallenen beider Weltkriege und an die Opfer des Nationalsozialismus. Da erkennen wir uns als Polizisten nicht wieder. Der Charme, den Tag des heiligen Michaels als Schutzpatron der Polizisten als nationalen Gedenktag zu erhalten, ist weitaus größer.

DOMRADIO.DE: Sie haben eben von den Polizisten gesprochen als Menschen, die im Dienst für die Gesellschaft und für die Gemeinschaft gestorben sind. Gibt es da eine Zahl?

Novak: Aber wir haben in den letzten 40 Jahren über 130 Kolleginnen und Kollegen im Dienst verloren. Seit dem Zweiten Weltkrieg waren es über 400. Auch in diesem Jahr gibt es bereits mehrere Tote zu beklagen.

Zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Da gab es Kolleginnen, die auf der Autobahn Absperrmaßnahmen getroffen haben und durch einen LKW gestorben sind. Das geschieht. Und auch letztes Jahr in Brandenburg gab es zwei Kollegen, die von einem flüchtenden Kraftfahrzeug angefahren worden sind. Es passiert. Aber es schallt eben nicht unbedingt durch die Medienlandschaft und das bemängeln wir ein bisschen.

Das Interview führte Andreas Lange.

 

Quelle:
DR
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