Durch seine Bundestagsrede im vergangenen Jahr, bei der er einen AfD-Antrag zum Verbot der Vollverschleierung auseinandernahm, wurde er schlagartig bekannt: Der Antrag strotze vor falschen Behauptungen und sei verfassungswidrig, erklärte der jüngste Abgeordnete der Unions-Bundestagsfraktion, Philipp Amthor - selbst Jurist - damals selbstbewusst.
Seine Rede wurde inzwischen auf Youtube fast zwei Millionen Mal geklickt. Bislang war der junge CDU-Politiker konfessionslos, kürzlich hat er sich nun katholisch taufen lassen.
Für ihn ein langer Weg: Amthor ist bei seiner alleinerziehenden Mutter in Ueckermünde im östlichen Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen. Sein Elternhaus war atheistisch geprägt. Die Entfremdung der Menschen von der Religion sei eine der wenigen Sachen, die die DDR gut hingebekommen habe, so erzählte er vor kurzem in einem Interview. Sein Urgroßvater, der aus Ostpreußen kam, sei noch katholisch gewesen.
Er schloss das Jurastudium mit Prädikat ab
Mit 16 Jahren trat Amthor in die Jungen Union ein. Nach seinem Abitur blieb er in Mecklenburg-Vorpommern, auch weil er damals schon Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kennengelernt hatte und sie ihm dazu geraten habe. Er studierte Jura in Greifswald und schloss das Studium mit einem Prädikatsexamen ab. Seit 2017 sitzt er für die Union im Bundestag, arbeitet parallel an seiner Doktorarbeit und als freier Mitarbeiter bei einer US-amerikanischen Wirtschaftskanzlei.
Zum christlichen Glauben kam Amthor - so betonte er in Interviews - über seine Partei. Durch Freunde und Bekannte dort habe er einen Zugang zu christlichen Werten bekommen. Er habe gemerkt, wie wichtig ihnen ihr Glaube sei, für ihn sei er das inzwischen auch. Große Bedeutung habe für ihn auch das christliche Menschenbild, zu dem auch die Fehlbarkeit des Menschen gehöre.
In seiner Partei rechnet sich Amthor selbst dem konservativen Flügel zu. Er hat sich kritisch gegenüber einem generellen Gender-Mainstreaming geäußert, bei der der Bundestagsabstimmung vor zwei Jahren votierte er gegen die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Abtreibungen lehnt er grundsätzlich ab, plädiert aber dafür, den gefundenen Kompromiss nicht wieder aufzuschnüren.
Amthor: Islam prägt Deutschland nicht
Auch zum Thema Islam ist seine Haltung klar: Den politischen Islam lehnt er ab, und er widerspricht der These, dass der Islam Deutschland in besonderer Weise präge. Er hat auch kein Problem damit, den Begriff einer deutschen Leitkultur zu nutzen.
Amthors Erscheinungsbild ist ebenfalls eher konservativ und für einen 27-Jährigen eher untypisch: Bei öffentlichen Auftritten bevorzugt er Anzüge und Krawatte - am Revers hat er stets eine Deutschlandfahne, dazu trägt er eine dunkle Hornbrille.
Amthor, der neben seinem Bundestagsmandat an seiner Doktorarbeit schreibt und in einer Kanzlei arbeitet, gilt als extrem fleißig. Aber das Bild als Streber, das viele von ihm haben, stört ihn nicht. Das sehe er gelassen, so Amthor. Es sei doch ein Lob für einen Politiker, wenn seine Arbeit als fleißig und strukturiert wahrgenommen werde. Und: "Ich trete ja nicht an, um einen Preis als coolster Politiker der Nation zu gewinnen", so sagt er.
50.000 Follower auf Instagram
Genauso wenig lässt er sich davon beeindrucken, dass er durch seine manchmal etwas altväterliche Wortwahl gerne Ziel von Spott ist. Amthor gibt sich unerschrocken, und er ist auch selbstironisch: Auf Instagram versieht er seine Posts gerne mit Brillen-Emojis - Smiley-Gesichter mit einer Brille. Und er arbeitet mit Gifs - mit animierten Bildern von sich. Zugleich nutzt er die Aufmerksamkeit, die er dadurch bekommt und lässt seine inzwischen 50.000 Follower an seinem Leben als Abgeordneter teilhaben.
Von Birgit Wilke