Evangelische Publizisten haben zur Förderung von Medienkompetenz aufgerufen. Zum Auftakt des Christlichen Medienkongresses am Donnerstagabend in Schwäbisch Gmünd brachte Jörg Dechert, Vorstandsvorsitzender des Medienunternehmens ERF Medien, die Idee ins Gespräch, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine Sendung "Der 8. Sinn" auszustrahlen, die über digitale Medien aufklärt. So wie es zum Autofahren Fahrschulen und einen Führerschein brauche, benötige man heutzutage auch Wissen über sicheres Verhalten im Internet.
Bis 2005 hatte das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit der Serie "Der 7. Sinn" Verkehrserziehung für Erwachsene betrieben. Die Sendung war 1966 ins Leben gerufen worden, um die Zahl der Toten im Straßenverkehr zu senken. Dechert sieht Journalisten gefordert, Medienkompetenz zu vermitteln. Sie müssten ihr Wissen darüber teilen, wie man Informationen recherchiert und Fake News erkennt.
Jede Information hinterfragen
Corinna Buschow, Chefkorrespondentin des Evangelischen Pressedienstes (epd) in Berlin, plädierte dafür, vor allem in den Schulen dem kritischen Umgang mit Medien mehr Raum zu geben. Sie stellte als journalistische Schlüsselqualifikation heraus, jede Information zu hinterfragen. Misstrauen sei als professionelle Haltung für Journalisten unverzichtbar. "Wir dürfen nie glauben, im Besitz der Wahrheit zu sein", sagte Buschow.
Hanno Terbuyken, Leiter Digitale Kommunikation im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), sieht als wichtigen Schritt zu mehr Glaubwürdigkeit, dass Journalisten ihre Quellen offenlegen. "Vielen Menschen ist überhaupt nicht klar, wie Journalisten arbeiten", sagte er. Erst wenn Journalisten Quellen benennen, werde deutlich, wie sie recherchieren.
Thema "Glaubwürdigkeit" im Mittelpunkt
Der Medienbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Markus Bräuer, sagte zur Kongresseröffnung, vertrauenswürdige Journalistinnen und Journalisten müssten ihre Arbeit als Beruf und Berufung verstehen, sie gingen nicht nur einem Job nach. Sich und ihre eigenen Positionen sollten sie immer wieder hinterfragen.
Bräuer sagte, mit großer Sorge blicke er auf Hass und Aufrufe zu Gewalt in sozialen Netzwerken. Dem müsse "digitale Empathie" entgegengesetzt werden. Christen seien aufgerufen, sich an "wohlfeilen Shitstorms" nicht zu beteiligen.