Bischof Wilmer will Priesterausbildung auf den Prüfstand stellen

Priester im Nebenberuf?

Reformen ohne Tabus: Dafür spricht sich der Hildesheimer Bischof Wilmer aus. Er vertraue auf offene Diskussionen und den Heiligen Geist. Eine Rolle könnten in Zukunft auch nebenamtliche Priester oder eine Abschaffung der Kirchensteuer spielen.

Bischof Heiner Wilmer im Gespräch / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Heiner Wilmer im Gespräch / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat sich erneut für Veränderungen in der katholischen Kirche ausgesprochen. "Ich halte den Reformprozess in der Kirche für unumgänglich", sagte Wilmer der "Rheinischen Post". Dabei dürfe es keine Tabus geben, erklärte er mit Blick auf Fragen nach einem Weiheamt für Frauen und einer Aufhebung des Pflichtzölibats für Priester. "Ich bin für eine offene Diskussion und vertraue persönlich auf den Heiligen Geist".

Der Bischof forderte, die Priesterausbildung auf den Prüfstand zu stellen. "Die Ausbildung der Priester muss besser verankert werden im Erfahrungshorizont der Menschen, dass sie also nicht abgehoben und abgeschottet läuft." Sie müsse von Anfang an etwa mit Gemeindemitarbeitern vernetzt sein.

Er halte es für eine Bereicherung, "wenn wir in Zukunft wieder Priester haben, die nicht hauptberuflich Seelsorger sind". Als Beispiel nannte Wilmer das Modell des Arbeiterpriesters, der etwa als Fabrik- und Hafenarbeiter tätig sei und sich so mit der Arbeiterschaft solidarisiere.

Kirchensteuer oder freiwillige Abgabe?

Zur Finanzierung der Kirche sagte der Bischof: "Das deutsche System mit der Kirchensteuer ist sehr verlässlich und ermöglicht es den Kirchen hierzulande, ihren Auftrag für die Menschen und die Gesellschaft in guter Weise wahrzunehmen." Zugleich äußerte Wilmer Sympathie für das System in Italien, wo jeder Bürger selbst bestimmen könne, ob er die verpflichtende Abgabe einer religiösen Gemeinschaft oder dem Staat für soziale oder humanitäre Zwecke zur Verfügung stelle.

Wilmer betonte: "Im Zentrum aller Reformen muss der Mensch stehen, nicht die Institution." Die Kirche belehre die Menschen zu sehr, als dass sie ihnen zur Seite springe. Ihr Auftrag sei es, "bei den Menschen zu sein und dafür zu sorgen, dass die zunehmende Kälte in unserer Gesellschaft sich wieder in Wärme verwandelt". Der deutschen Kirche bescheinigte der 59-jährige Geistliche eine "behördenähnliche Struktur", die international nahezu einmalig sei. "Dagegen ist - mit Verlaub - selbst der Vatikan ein Klacks."

Heiner Wilmer ist seit September 2018 Bischof von Hildesheim. Der gebürtige Emsländer trat nach dem Abitur in den Orden der Herz-Jesu-Priester ein und arbeitete als Lehrer in den USA sowie später als Ordensoberer in Rom.


Quelle:
KNA
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