Die Debatte um Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich (1885-1968), geht weiter. Ein Brief des damaligen Präfekten der Römischen Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger von 1982 stützt die These, dass Kentenich nie kirchlich rehabilitiert wurde.
Der Brief vom 2. April 1982 ist von Kardinal Joseph Ratzinger als Leiter der Glaubenskongregation unterzeichnet und an den Generalrektor der Pallottiner gerichtet. Der Vatikan-Experte Sandro Magister veröffentlichte den Wortlaut des Ratzinger-Briefes mit einem einordnenden Text der Historikerin Alexandra von Teuffenbach am Montag auf seiner Internetseite.
Frühere Entscheidungen nie aufgehoben
In dem Brief der Glaubensbehörde heißt es, der Vatikan habe keine früheren Entscheidungen zu "Lehre, Tätigkeit und Person" Kentenichs aufgehoben. Zudem sei Kentenich die Rückkehr nach Deutschland nur unter der Bedingung erlaubt worden, dass er nicht in das Säkularinstitut der Schönstattpriester eintreten und nicht die Leitung des Schönstatt-Werkes übernehmen dürfe.
Vorwürfe wegen Machtmissbrauch und Manipulation
Ausgangspunkt der Debatten um Kentenich sind Forschungen der Theologin von Teuffenbach. Sie wirft dem Gründer der Schönstatt-Bewegung Machtmissbrauch, Manipulation von Mitgliedern der Gemeinschaft und sexuelle Übergriffe auf eine Schwester vor. Sie stützt sich dabei auf die seit März zugänglichen Bestände aus den Vatikan-Archiven aus der Zeit von Papst Pius XII. (1939-1958).
Verbannung war kein Irrtum
Unumstritten ist, dass Kentenich 1951 nach einem vatikanischen Prüfverfahren Deutschland verlassen musste und ins Exil in die USA geschickt wurde. 1965 kehrte er über Rom nach Deutschland zurück, was von einigen als eine de-facto-Rehabilitierung gedeutet wurde.
In dem Brief heißt es weiter, der Schönstatt-Gründer sei ohne Erlaubnis des Vatikan nach Rom gereist. Gleichwohl habe man nicht darauf bestehen wollen, Kentenich zurück in die USA zu schicken. Auch betonte Ratzinger demnach, dass die vorherige Verbannung Kentenichs keineswegs "ein bedauerlicher Irrtum" gewesen sei oder "auf falschen Informationen" basiert habe.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Kentenich hatte das Schönstatt-Werk erklärt, ihr Gründer sei mit seiner Rückkehr nach Deutschland offiziell rehabilitiert worden.
Seit 1975 läuft ein Seligsprechungsverfahren für Kentenich. Das Bistum Trier kündigte an, die Anschuldigungen zu prüfen und eine zweite Historikerkommission einzusetzen. Eine frühere Geschichtskommission hatte 2007 ihre Arbeit abgeschlossen.