DOMRADIO.DE: Dom und Moschee, beide finden sich auf dem neuen Trikots des 1. FC Köln. Vorab: Wie finden Sie das?
Msgr. Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): Der 1. FC Köln ist natürlich mit unserer Stadt verbunden. Dazu gehören auf der Skyline der Dom, Groß St. Martin, auch die Lanxess-Arena. Jetzt hat man die Moschee dazu genommen. Besondere Bauwerke in unserer Stadt. Da könnte man sicherlich auch die Synagoge noch dazu nehmen. Aber die Moschee ist bekannter. Und was soll ich dagegen haben? All diese Gebäude gehören zu Köln und machen die Skyline aus.
DOMRADIO.DE: Nun kündigt ein FC-Fan die Vereinsmitgliedschaft, weil er sich an der Moschee als Symbol stört.
Kleine: Also er schreibt ja auch, dass der FC eine Glaubensgemeinschaft sei. Das ist er ja nun nicht. Einige glauben an ihn und hoffen auf ihn. Das tue ich auch. Aber es ist natürlich keine Religionsgemeinschaft. In unserer Stadt haben wir ein gutes Miteinander aller Religionsgemeinschaften. Es gibt den Rat der Religionen, und wenn ich jetzt, weil ein Symbol, ein Gebäude zu sehen ist, aus einem Verein austrete, ist das natürlich unbenommen.
Die Reaktion des Vereins kann ich verstehen. Der FC ist kein christlicher, kein katholischer Verein, sondern ein Fußballverein, der allen offensteht. Natürlich gibt es auch viele muslimische Fans – und die freuen sich sicherlich, dass die Moschee abgebildet ist. Die steht ja auch für den Islam, für die Offenheit in unserer Stadt und nicht nur für Ditib. Denn natürlich gibt es viele Muslime, die nicht türkischer Herkunft sind.
DOMRADIO.DE: Gerade die Offenheit, die sie ansprechen, die ist ja ganz wichtig, gerade auch im Sport, gerade auch im Fußball. Der 1. FC Köln hat ja diese Kündigung des Vereinsmitglieds ausdrücklich begrüßt.
Kleine: Das mit der Glaubensgemeinschaft ist natürlich eine etwas polemische Äußerung des Fans gewesen und da kann der FC nicht hinter stehen. Der FC setzt so noch einmal ein Zeichen, so wie er das auch immer wieder gegen Diskriminierung und Rassismus tut und sagt: Wenn wir Fans haben, die so ein enges Bild haben, dann müssen wir sie auch ziehen lassen. In den sozialen Netzwerken hat das auch dafür gesorgt, dass der FC dafür positive Kritik bekommt und sagt: Wer ausgrenzt, muss selbst mit Ausgrenzung rechnen.
DOMRADIO.DE Dann steht in diesem Kündigungsschreiben auch noch, er habe die Vermutung, der Fan, dass in der nächsten Saison die FC-Trikots dann rosa seien, um die Weltoffenheit perfekt zu machen. Konter des Vereins: Danke für die Idee mit dem Trikot.
Kleine: Ja, in all dem zeigt sich natürlich, dass in einer Stadt wie Köln, Menschen unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher Lebensentwürfe, unterschiedlicher Orientierungen und Ideen leben. Die haben alle ihren Platz in einem Verein, in dem es um Fußball geht und wo ich mich als Fan mit den Spielern identifiziere und natürlich hoffe, dass der Verein gewinnt und einen guten Platz in der Liga erreicht. Der FC hatte ja das Motto "spürbar anders". Natürlich kann und muss ein solcher weltanschaulich neutraler Verein alle Menschen als Mitglieder haben können – natürlich ausgenommen derer, die explizit rassistisch sind oder diskriminierend. Deshalb steht das natürlich dem FC, zu sagen: Vielen Dank für die Anregung.
Das Gespräch führte Carsten Döpp.