Studie: Betreuungsqualität in Kitas nach wie vor unzureichend

Zu große Gruppen, zu wenig Personal

Die Betreuungsqualität in deutschen Kitas ist nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung nach wie vor unzureichend. In den meisten Einrichtungen seien die Betreuungsschlüssel und Gruppengrößen nicht kindgerecht, heißt es in der Studie.

Studie: Betreuungsqualität in Kitas nach wie vor unzureichend / © Monika Skolimowska (dpa)
Studie: Betreuungsqualität in Kitas nach wie vor unzureichend / © Monika Skolimowska ( dpa )

Der am Dienstag in Gütersloh veröffentlichte "Ländermonitor frühkindliche Bildungssysteme" spricht von einem teilweise zu niedrigen Ausbildungsniveau des Kita-Personals, besonders in Westdeutschland.

In Deutschland war laut Studie zum Stichtag 1. März 2019 rechnerisch eine Fachkraft für 4,2 Krippenkinder zuständig, was dem Vorjahreswert entspricht. Bei den Gruppen der über Dreijährigen lag der Personalschlüssel bei 8,8 Kindern (2018: 8,9) pro Erziehendem. Nach Empfehlung der Stiftung sollte eine Person höchstens 3 unter Dreijährige und 7,5 ältere Kinder betreuen. Damit stehe für 74 Prozent der bundesweit 1,7 Millionen Kita-Kinder nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung. Im Vergleich zu 2013 habe sich aber die Lage verbessert: Damals kümmerte sich eine Fachkraft noch um 4,6 Krippenkinder und um 9,6 ältere Kita-Kinder.

Hälfte der Gruppen zu groß

Auch die Gruppengröße entspricht der Studie zufolge oft nicht den wissenschaftlichen Empfehlungen. Demnach sollten Gruppen für Jüngere nicht mehr als 12 und für Ältere nicht mehr als 18 Kinder umfassen, um übermäßigen Stress etwa durch Lautstärke zu vermeiden. Bundesweit seien rund die Hälfte aller Kita-Gruppen (54 Prozent) zu groß.

Laut Ländermonitor haben in Westdeutschland nur 66 Prozent des Kita-Personals eine Erzieher-Ausbilung; hinzu kämen Kräfte auf Assistenzniveau wie Kinderpflegerinnen oder Sozialassistentinnen. In Ostdeutschland liege der Anteil mit 82 Prozent ausgebildeter Kita-Mitarbeiter deutlich höher.

Bildungsauftrag nicht umsetzbar?

Eine zusätzliche qualitative Studie der Fernuniversität Hagen für die Stiftung ergab, dass die Erzieherinnen bei Personalmangel weniger auf die Bedürfnisse der Kinder und deren individuelle Förderung eingehen können. Insgesamt befürchteten die Befragten, dass sich der Bildungsauftrag der Kitas oft nicht umsetzen lasse.

Die Bildungschancen hängen der Studie zufolge aber auch vom Wohnort ab. Während in Bremen eine Fachkraft drei Krippenkinder betreut, sind es in Mecklenburg-Vorpommern sechs. In diesem Bundesland beträgt der Personalschlüssel bei den älteren Kindergartenkindern 1:12,9, in Baden-Württemberg dagegen nur 1:6,9.

Der Vorstand der Stiftung, Jörg Dräger, appellierte an die Politik, den Ausbau der frühkindlichen Förderung nicht schleifen zu lassen. Zwar sei der Kita-Ausbau in den vergangenen Jahren beachtlich gewesen, aber vielerorts nicht kindgerecht.


Quelle:
KNA
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