Save the Children kritisiert EU-Migrationspolitik

"Noch immer sterben Kinder vor Europas Haustür"

Die Hilfsorganisation Save the Children kritisiert in ihrem eigenen Bericht zu Kinderrechten und der EU-Migrationspolitik die europäischen Staats- und Regierungschefs. Sie würden vor dem Leid der Kinder die Augen verschließen.

Vor fünf Jahren ist der dreijährige Alan Kurdi ums Leben gekommen / © Songpholt (shutterstock)
Vor fünf Jahren ist der dreijährige Alan Kurdi ums Leben gekommen / © Songpholt ( shutterstock )

Fünf Jahre nach dem Tod des Flüchtlingsjungen Alan Kurdi im Mittelmeer wirft die Organisation Save the Children der EU weiterhin schwere Versäumnisse in der Migrationspolitik vor. "Noch immer sterben Kinder vor Europas Haustür und die Staats- und Regierungschefs sehen weg", beklagte die Europa-Direktorin der Hilfsorganisation, Anita Bay Bundegaard, aus Anlass der Veröffentlichung eines eigenen Berichts zu Kinderrechten in der europäischen Asyl- und Migrationspolitik.

Tod Alan Kurdis als Sinnbild

Am 2. September 2015 war der dreijährige Alan Kurdi bei der Überfahrt über das Mittelmeer vor der türkischen Küste ertrunken. Das Bild seines an Land angespülten, toten Körpers ging um die Welt.

Von der EU fordert Save the Children, die Kinderrechte bei einer Reform der Asyl- und Migrationspolitik ins Zentrum zu rücken. Europa müsse Lehren aus der Vergangenheit ziehen. Kinder sollten nach ihrer Ankunft unverzüglich Zugang zu Asyl und Schutz erhalten. Minderjährige dürften nicht inhaftiert werden. Zudem seien mehr legale Wege nach Europa nötig, etwa über eine vereinfachte Familienzusammenführung.

"Nie wieder!"

Die europäischen Staats- und Regierungschefs seien nach dem Tod Alan Kurdis die ersten gewesen, die "Nie wieder" postulierten, sagte die Save-the-Children-Direktorin. Es sei aber "inakzeptabel, wie Europa Kinder in ihrer größten Not behandelt". Seit August 2019 hätten im Schnitt 10.000 gestrandete Kinder auf den griechischen Inseln gelebt. Tausende seien ihrem Schicksal überlassen, weil Europa nicht willens sei, sich um die Kinder zu kümmern.

Laut der Organisation haben in den vergangenen fünf Jahren rund 210.000 unbegleitete Minderjährige Asyl in der EU beantragt. Es sei aber davon auszugehen, dass sich deutlich mehr in der Europäischen Union aufhielten, hieß es. Die Chance auf ein Bleiberecht sei indes deutlich gesunken. Die Kinder und Jugendlichen lebten in ständiger Angst, inhaftiert oder abgeschoben zu werden.

Unbegleitete Minderjährige

Weiter heißt es in dem Bericht "Protection Beyond Reach", dass die meisten der unbegleiteten Minderjährigen in Europa aus Afghanistan, Syrien und Eritrea stammen und hauptsächlich in Deutschland, Griechenland, Italien und Schweden leben. Von 35.000 Asylbewerbern, die in den vergangenen fünf Jahren aus Griechenland und Italien umgesiedelt worden seien, seien 834 unbegleitete Kinder gewesen.


Quelle:
KNA
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