Sie könne nachvollziehen, wenn sich Kommunen und Gesetzgeber bemühten, die während der pandemiebedingten Ladenschließungen ausgefallenen verkaufsoffenen Sonntage ausnahmsweise nachzuholen, sagte Kurschus in Bielefeld dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das dürfe aber nicht zur Regel werden. Die Pandemie habe Entwicklungen im Einzelhandel, der es auch zuvor schwer gehabt habe, beschleunigt, sagte die leitende Theologin der viertgrößten Landeskirche.
Sie habe großen Respekt vor den Unternehmern und Ladeninhabern im Einzelhandel, "die in dieser Ausnahmesituation mit verlässlichen Löhnen und guten Arbeitszeiten für ihre Angestellten sorgen und sich für das wirtschaftliche Leben in unseren Dörfern und Städten einsetzen", erklärte Kurschus, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.
"Der dauernde Drang zum Mehr" hat Konsequenzen
Es sei wichtig, dass die Gesellschaft an einem gemeinsamen Tag in der Woche innehalte und so deutlich mache, "dass das Leben mehr ist als Arbeiten und Einkaufen". Offene Läden am Sonntag lohnten sich wirtschaftlich nur dann, wenn dadurch noch mehr gekauft und konsumiert werde als in einer Sechstagewoche.
"Der dauernde Drang zum Mehr" habe jedoch gefährliche Konsequenzen für den Einzelnen sowie für die gesamte Schöpfung: "Dafür hat uns die Pandemie erneut alle Sinne wachgerüttelt."
Größere Zusammenhänge nicht aus dem Blick verlieren
Kurschus warnte zugleich davor, über Einzelfragen der Corona-Pandemie die größeren Zusammenhänge aus dem Blick zu verlieren. Der globalisierte Handel und der wachsende weltweite Verkehr steigerten die Gewinne, erhitzten das Klima und beschleunigten die Verbreitung von Krankheiten.
Die Pandemie sei auch Anlass, darüber nachzudenken, wie die Menschen verantwortlich leben könnten, so dass auch nachfolgende Generationen eine fruchtbare und lebenswerte Erde vorfinden, unterstrich die leitende Theologin.