Die Rahmenvereinbarung erlaube dem Libanon, seine internationale Grenzlinie im Süden wiederherzustellen und "die Reihe von Angriffen und Kriegen zwischen dem Libanon und Israel gemäß der Resolution 1701 des Sicherheitsrates zu beenden", sagte er laut seiner vom Patriarchat auf Facebook veröffentlichten Sonntagspredigt.
Weg friedlicher Verhandlungen
Der Schritt bringe das Land auf einen Weg friedlicher Verhandlungen anstelle von Kämpfen, ohne das dies einen Normalisierungsprozess mit Israel impliziere. Rai forderte, bei dieser Gelegenheit auch eine Vereinbarung für die halbe Million palästinensischer Flüchtlinge im Libanon zu finden sowie die zweideutige Situation im Gebiet der Schebaa-Farmen durch Grenzziehungen zu beenden.
Angesichts des politischen Stillstands im Libanon mahnte Rai die führende politische Klasse, dass sie nicht die Herren des Volkes, sondern dessen Diener seien. In der gegenwärtigen Sackgasse "ohne Regierung, ohne Rettungsplan und ohne Reformen" sei ein Durchbruch dringend nötig.
Erforderlich sei die schnelle Bildung einer Regierung, die die Bestrebungen der Bürger verkörpere. Dabei habe keine Gruppe im Land das Recht, "den Libanon in seinen Konflikten und Kriegen zu einem Verbündeten dieses oder jenes Landes zu machen".
Appell an Abwanderungswillige
Abwanderungswillige junge Libanesen rief das Kirchenoberhaupt dazu auf, ihre Pläne reiflich zu überlegen. Wirtschafts-, Finanz-, Gesundheits- und Sozialkrisen breiteten sich ebenso wie die ungezügelte Covid-19-Pandemie auf der ganzen Welt aus und erschwerten die Chancen, sich in einem Auswanderungsland niederzulassen, während sie im eigenen Land dringend gebraucht würden.
"Der Libanon braucht Sie besonders: Ihre Moral und Ihr Gewissen, Ihre Revolution und Ihren Zorn, Ihr Wissen und Ihre Kultur, Ihren Fortschritt, Ihre Zivilisation und Ihre Lebensweise", so Rai wörtlich.