Laut Nobelkomitee gingen für dieses Jahr 318 Nominierungen ein, 211 für Persönlichkeiten und 107 für Organisationen. Der Leiter des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Henrik Urdal, sieht das "Komitee zum Schutz von Journalisten" (CPJ) mit Sitz in New York ganz oben auf seiner Liste der Favoriten, denn verlässliche und unabhängige Informationen seien in Krisen und Konflikten besonders wichtig. Zu dieser Kategorie zählen auch die kritische russische Zeitung Nowaja Gaseta sowie die Organisation "Reporter ohne Grenzen".
Greta Thunberg unter den Favoritinnen
Aber auch die Klima-Aktivistin Greta Thunberg gilt in vielen Wettbüros als aussichtsreiche Anwärterin auf die hohe Auszeichnung. Die 17-jährige Schwedin hat bereits dem Alternativen Nobelpreis bekommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird ebenfalls genannt, obwohl sie teils für ihren Umgang mit der Covid-19-Krise kritisiert wird. Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern sehen die Buchmacher ebenfalls weit oben. Hoch gehandelt wird bei manchen auch US-Präsident Donald Trump. Kritiker räumen ihm allerdings keine Chancen auf den prestigeträchtigen Preis ein.
Friedensforscher mit anderen Prioritäten
Friedensforscher Urdal setzt deutlich andere Prioritäten: Auf Platz zwei der Favoriten steht bei ihm die sudanesische Demokratie-Aktivistin Alaa Salah, gefolgt vom russischen Regimekritiker Alexej Nawalny. Auch der uigurische Wissenschaftler Ilham Tohti aus China, der Aktivist Nathan Law Kwun-chung aus Hongkong sowie die jungen Friedensaktivistinnen Hadscher Scharif (Libyen) und Ilwad Elman (Somalia) verdienen seiner Ansicht nach die Auszeichnung.
Der Friedensnobelpreis wurde von dem schwedischen Chemiker und Industriellen Alfred Nobel (1833-1896) gestiftet. Der Erfinder des Dynamits widmete die Ehrung Verdiensten um Völkerverständigung, Abrüstung und Frieden. In diesem Jahr wurde das Preisgeld von neun auf zehn Millionen Kronen angehoben (über 950.000 Euro). Traditionell wird die Auszeichnung am 10. Dezember in Oslo überreicht, dem Todestag Nobels. 2019 ging sie an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed Ali.