Rücktritt des Sprechers des Kölner Betroffenenbeirats

"Ich schlafe kaum noch, ich habe wieder Alpträume"

Auch der zweite Sprecher des Beirats von Betroffenen sexualisierter Gewalt beim Erzbistum Köln hat sein Amt niedergelegt. Zudem sagte Karl Haucke dem ARD-Magazin Monitor, dass er das Gremium verlassen werde.

Karl Haucke (l.) tritt als zweiter Sprecher des Betroffenenbeirats zurück / ©  Julia Steinbrecht (KNA)
Karl Haucke (l.) tritt als zweiter Sprecher des Betroffenenbeirats zurück / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Er fühle sich bei der Entscheidung des Erzbistums instrumentalisiert, das fertige Gutachten einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei über die Verantwortung von Führungskräften der Erzdiözese in Missbrauchsfällen nicht zu veröffentlichen. Auch der andere Sprecher des derzeit noch acht Personen umfassenden Rates, Patrick Bauer, hatte vergangene Woche aus denselben Gründen sein Amt niedergelegt.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und Generalvikar Markus Hofmann hatten Ende Oktober mitgeteilt, das seit Längerem erwartete Gutachten wegen methodischer Mängel nicht veröffentlichen zu wollen und dafür die Zustimmung des Betroffenenbeirats erhalten zu haben. Im Nachhinein bekundete Bauer aber Zweifel; die Beratungen über die Nichtveröffentlichung seien "nicht gut gelaufen". Das Gremium sei in der Frage gespalten.

Schlafstörungen und Alpträume nach Bistumsentscheidung

Haucke sagte: "Ich schlafe kaum noch, ich habe wieder Alpträume, ich musste meine Medikation ändern." Er könne den Rücktritt nicht vermeiden, wenn er fühle, dass er "beschädigt" werde.

Für das Bistum Aachen präsentierte die Münchner Kanzlei am Donnerstag eine ähnliche Expertise wie für das Erzbistum Köln. Es belastet Altbischof Heinrich Mussinghoff, seine beiden Vorgänger und frühere Generalvikare. Sie hätten Täter geschützt; die Opferfürsorge habe keine Rolle gespielt.  

Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln zählt zu den bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Mit rund 1,9 Millionen Katholiken hat es die meisten Mitglieder, gefolgt von Münster, Freiburg und Rottenburg-Stuttgart (je rund 1,8 Millionen). Das Vermögen liegt bei rund 3,8 Milliarden Euro. Damit liegt Köln auf Platz drei hinter Paderborn (7,15 Milliarden Euro) und München-Freising (6,1 Milliarden Euro).

Blick auf den Kölner Dom / © saiko3p (shutterstock)


 

Quelle:
KNA