US-Bischofskonferenz im Zeichen des "McCarrick-Berichts"

Ein "weiteres tragisches Kapitel"

Eine Woche nach Veröffentlichung des sogenannten McCarrick-Berichts im Vatikan kommen die US-Bischöfe an diesem Montag zu ihrer traditionellen Herbstkonferenz zusammen. Die mit Spannung erwartete Konferenz findet erstmals nur virtuell statt.

US-Bischöfe / © Paul Haring (KNA)
US-Bischöfe / © Paul Haring ( KNA )

Die US-Bischofskonferenz befasst sich an diesem Montag (Ortszeit) und Dienstag bei ihrer Herbstvollversammlung mit dem Untersuchungsbericht des Vatikan zu den Verfehlungen des ehemaligen US-Kardinals Theodore McCarrick. Der vor einer Woche veröffentlichte Report dokumentiert auf 450 Seiten den Aufstieg McCarricks trotz deutlicher Hinweise auf sexuellen Missbrauch.

"Der Schatten des McCarrick-Berichts hängt über diesem Treffen", zitiert das katholische Online-Portal Crux Now den Programmdirektor des Netzwerks Faith in Public Life, John Gehring. Es sei wichtig zu vermeiden, "dass die jüngsten McCarrick-Enthüllungen die US-Kirche weiter spalten", so Gehring. Das "systemische und moralische Versagen" müsse von den Bischöfen "frontal" angegangen werden.

Erzbischof Gomez: "Weiteres tragisches Kapitel" 

Schon vor Beginn der Herbstvollversammlung hatte der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Jose Gomez von Los Angeles, den Bericht als "ein weiteres tragisches Kapitel im langen Kampf der Kirche gegen die Verbrechen des sexuellen Missbrauchs durch den Klerus" bezeichnet. Führende US-Katholiken drängen darauf, dass jene, die McCarricks Verfehlungen ignoriert oder vertuscht haben, zur Rechenschaft gezogen werden.

Nachdem die Frühjahrskonferenz wegen der Pandemie abgesagt wurde, ist dies das erste, wenn auch nur virtuelle Treffen der US-Bischöfe in diesem Jahr. Das Programm ist auf zwei Nachmittagssitzungen am Montag und Dienstag begrenzt.

Die Abwahl von Donald Trump als US-Präsident sorgt auch unter den Bischöfen für Gräben. Einige kritisierten den gewählten Nachfolger Joe Biden wegen seiner Haltung zu Abtreibung. Dem entgegnete Bischof Mark Seitz von El Paso, dass einige entschiedene Abtreibungsgegner unter den US-Katholiken "die Augen vor anderen wichtigen Angelegenheiten verschließen". Namentlich nannte er den Klimawandel, den Schutz von Asylsuchenden und die Trennung von Familien an der Grenze.

Neubesetzung von sieben Ausschussleitungen

Im Fokus steht auch die Neubesetzung von sieben Ausschussleitungen, über die die Bischöfe schon zuvor per Briefwahl abgestimmt haben. Darunter ist der Vorsitz für den Bildungsausschuss, der für die finanziell in schwere Fahrwasser geratenen katholischen Schulen zuständig ist. Beworben haben sich dafür der Bischof von Spokane, Thomas Daly (60), der in Kultur- und Moralfragen eher offene Positionen vertritt, und der Erzbischof von Atlanta, Gregory Hartmayer (68).

Auf der Tagesordnung steht auch die Abstimmung über einen Antrag, den Ad-hoc-Ausschuss für Rassismus für weitere drei Jahre zu verlängern. Zudem wollen die Bischöfe die Strategieplanung bis 2024 beschließen und über den Haushalt 2021 entscheiden.

Nachdem die Frühjahrskonferenz wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden war, steht auch der Bericht des National Review Board zum Kinder- und Jugendschutz auf dem Programm. Zum Auftakt sprechen der Vatikan-Botschafter in den USA, Erzbischof Christophe Pierre, und der Bischofskonferenzvorsitzende, Erzbischof Jose Horacio Gomez von Los Angeles, zu den Bischöfen.


Quelle:
KNA
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