Fragen und Antworten rund um Weihnachten in Corona-Zeiten

Von Ochsen und Eseln, Bäumen und Krippen - und von einer Geburt

Milliarden Menschen feiern in aller Welt Weihnachten, nicht nur fromme Christen. Warum wird das Fest gefeiert? Und warum ausgerechnet an diesem Termin? Was hat es mit Tannenbaum und Krippe auf sich? Was ändert sich durch die Pandemie?

Autor/in:
Gottfried Bohl
Krippe in Corona-Zeiten: Hirte mit Mundschutz / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Krippe in Corona-Zeiten: Hirte mit Mundschutz / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Wichtige Fragen und Antworten rund um das Fest:

Was wird Weihnachten gefeiert?

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Nach christlichem Verständnis wird Gott Mensch, indem er seinen Sohn als neugeborenes Kind auf diese Welt schickt. Aus Liebe zu den Menschen will Gott sie durch Jesus erlösen. Daher gilt Weihnachten auch als Fest der Liebe.

Was bedeutet der Begriff?

Weihnachten kommt aus dem mittelhochdeutschen und heißt so viel wie geweihte, heilige Nächte. In anderen Sprachen erinnern Begriffe wie Christmas, Natale, Navidad oder Noel an Christus oder an die Geburt.

Wie kommt der Termin des Festes zustande?

Das Datum der Geburt Jesu ist unbekannt. Aufgrund unterschiedlicher Traditionen feiern Katholiken, Protestanten und ein Teil der orthodoxen Christen am 25. Dezember nach dem Gregorianischen Kalender. Der andere Teil der Orthodoxie ist beim 25. Dezember nach dem älteren Julianischen Kalender geblieben. Das entspricht dem 7. Januar im Gregorianischen Kalender. Erstmals belegt ist die Feier am 25. Dezember im Jahr 336. Einige Historiker gehen davon aus, die Kirche habe den Termin bewusst gewählt, um das von den römischen Kaisern 274 eingeführte heidnische "Geburtsfest des unbesiegbaren Sonnengottes" ("sol invictus") um die Wintersonnenwende neu zu deuten. Jesus wird auch oft als "Licht der Welt" charakterisiert.

Was steht in der Bibel?

Die Vorstellungen von Weihnachten hat vor allem der Bericht des Evangelisten Lukas geprägt. Bei ihm finden sich die populären Erzählungen von der Herbergssuche, der Geburt im Stall und von den Hirten auf den Feldern, denen ein Engel verkündet: "Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt." Das Ganze soll sich bei Bethlehem zugetragen haben. In der knapp zehn Kilometer von Jerusalem entfernten Stadt steht heute die Geburtskirche. Im Matthäus-Evangelium wird Jesu Geburt nur kurz erwähnt, bei Markus und Johannes kommt sie gar nicht vor.

Warum stellen Menschen eine Krippe auf?

Lange wurde angenommen, der Brauch gehe vor allem auf den heiligen Franziskus von Assisi zurück, der im 13. Jahrhundert mit lebenden Tieren und Menschen die Weihnachtsgeschichte nachstellte. Dabei orientierte er sich am Lukas-Evangelium mit dem Kind in der Futterkrippe, Maria, Josef, Hirten und Schafen. Er wollte den Menschen konkret vor Augen führen, was damals geschah. Wichtig war ihm dabei auch, dass Gott seinen Sohn nicht in einem Palast zur Welt kommen ließ, sondern in ärmlicher Umgebung. Erste Krippen im heutigen Sinne als figürliche Darstellung der Geburt Jesu gab es im 16. Jahrhundert in Italien und Spanien.

Was hat es mit Ochs und Esel auf sich?

In der Bibel kommen die Tiere selbst nicht vor, nur ihr Futtertrog. Aber schon im vierten Jahrhundert gab es Darstellungen mit Ochs und Esel neben dem Jesuskind. Es gibt Deutungen, wonach sie zum einen die Juden symbolisieren und zum anderen die Heiden, also die Menschen, die nicht an Gott glauben.

Woher kommt der Weihnachtsbaum?

Hier gibt es verschiedene Belege und Deutungen: Erste Berichte über geschmückte Tannenbäume oder Christbäume zum Fest stammen aus dem 16. Jahrhundert. Manche Experten führen den Brauch auf die Schöpfungsgeschichte in der Bibel zurück, weil am Heiligabend (24. Dezember) der Namenstag von Adam und Eva gefeiert wird. Aus diesem Anlass gab es sogenannte Paradiesspiele. Dazu gehörten auch mit Äpfeln geschmückte Paradiesbäume, weil Adam und Eva nicht die Früchte vom Baum der Erkenntnis essen sollten. Lange blieben Weihnachtsbäume in Häusern den wohlhabenden Kreisen vorbehalten. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnte sich der Tannenbaum als Symbol des Festes in Deutschland in allen Schichten durchsetzen und danach seinen Siegeszug in alle Welt antreten.

Was sagt die Kirche zum Tannenbaum?

Anfangs gab es skeptische Stimmen gegen die "Äußerlichkeit", die vom Kern der Botschaft der Menschwerdung Gottes ablenken könnte. Dann wurde der Christbaum zuerst zu einem vorwiegend evangelischen Brauch, der zum Teil auch als Gegensymbol zur eher katholischen Krippe verstanden wurde. Seit Ende des 19. Jahrhunderts schmückt er aber auch viele katholische Wohnzimmer. Oft wird der immergrüne Tannenbaum auch so gedeutet, dass sein Grün das Leben symbolisiert und die Kerzen die Wiederkehr des Lichts.

Warum gibt es Weihnachtsgeschenke?

Der Brauch, sich gegenseitig zu beschenken, erinnert vor allem daran, dass Gott die Menschen so sehr liebt, dass er ihnen sogar seinen eigenen Sohn schenkt. Andere Deutungen besagen, dass die Geschenke auch an die Gaben der Heiligen Drei Könige erinnern sollen. Die "Bescherung" findet hierzulande meist am Heiligabend statt, in anderen Ländern liegen die Geschenke am Morgen des 25. Dezember unter dem Baum. Seit vielen Jahren wird immer wieder kritisiert, dass das religiöse Fest bei vielen Menschen kaum noch eine Rolle spiele. Stattdessen werde Weihnachten immer stärker kommerzialisiert und zum Geschenkefest.

Wie sieht es mit dem Gottesdienstbesuch aus?

Für viele Menschen gehört es weiterhin zu den festen Ritualen, Weihnachten auch einen Gottesdienst zu besuchen. Besonders populär sind dabei die meist sehr stimmungsvollen Christmetten am Heiligabend oder in der Nacht zum ersten Weihnachtstag. In den letzten Jahren ging etwa jeder fünfte Deutsche am Fest in die Kirche, darunter auch Konfessionslose und Muslime. In diesem Jahr aber werden die Zahlen deutlich nach unten gehen, da wegen der Corona-Pandemie Gottesdienste - wenn überhaupt - nur mit sehr viel weniger Besuchern stattfinden können.

Was ändert sich sonst in der Corona-Krise?

Fast alles: Zum einen können - wenn überhaupt - nur wenige Besucher zu den Gottesdiensten, Krippenspielen oder anderen Veranstaltungen in die Kirchen kommen. Geplante Alternativen in Stadien oder auf großen Plätzen wurden wegen der weiter hohen Infektionszahlen abgesagt. Viele Pfarreien bieten mehr und kürzere Gottesdienste und Krippenspiele an, oft auch im Freien, sowie Livestreams. In einigen Regionen haben die Kirchen bereits beschlossen, keine Präsenzgottesdienste anzubieten, andere Absagen könnten folgen.

Ergänzend beziehungsweise stattdessen gibt es viele kreative Alternativen, um anders als Ostern das christliche Fest trotz der Pandemie angemessen feiern zu können. Außerdem haben die großen Kirchen gemeinsam eine "Hausliturgie" veröffentlicht mit Texten und Liedern, damit Familien auch zu Hause mitfeiern können.

Seit Wochen diskutieren Politik und Gesellschaft über weitere Verschärfungen der Kontaktbeschränkungen rund um Weihnachten. Familien sollen eigentlich möglichst zusammen feiern können. Zugleich warnen immer mehr Experten vor einem allzu sorglosen Umgang mit dem Virus - auch um ältere Angehörige zu schützen. 

Krippe

Krippen sind Futtertröge. In der Heiligen Schrift werden sie im Zusammenhang mit der Geburt Jesu erwähnt. Beim Evangelisten Lukas heißt es: Maria "gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war." 

Als Krippe wird auch die ganze figürliche Darstellung der Geburtsszene bezeichnet. Erstmals als Abbildung des Geburtsgeschehens Jesu sind Krippen im 16. Jahrhundert in Italien und Spanien nachweisbar, bald darauf auch in Süddeutschland. 

Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore (shutterstock)
Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore ( shutterstock )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema