Bibelübersetzungen müssen gleich mehrere Gräben überbrücken: den Graben zu einer fremden Sprache, den zu einer fremden Kultur und den zu Ereignissen, die Jahrtausende zurückliegen.
Kein Wunder, dass sich modernen Zeitgenossen die Welt der Heiligen Schrift nur schwer erschließt. Mit ihrem Mammutprojekt BasisBibel versucht die Deutsche Bibelgesellschaft, die Gräben zuzuschütten. Am 21. Januar wird die komplette Ausgabe von Neuem und Altem Testament in Stuttgart veröffentlicht.
Die 40 Übersetzer hatten bei ihrer Übertragung von hebräischem und griechischem Urtext ins Deutsche aktuelle Lesegewohnheiten der Generation Internet vor Augen. Diese Generation liest zwar den ganzen Tag über Chats, E-Mails, Schlagzeilen und Blogbeiträge - doch eine intensive Beschäftigung mit Texten, die etwas herausfordernder sind, kommt aus der Übung. Die Konsequenz: Die BasisBibel verwendet kurze Sätze mit selten mehr als 16 Worten. Sie soll insbesondere zum Lesen auf Bildschirmen sehr gut geeignet sein.
Bibel mit Randnotizen
Doch wie übersetzt man Begriffe wie "Messias" oder "Reich Gottes", die einem religiös weniger gebildeten Menschen nichts sagen? Die Macher der BasisBibel haben sich gegen die Variante entschieden, dafür Umschreibungen zu suchen. Stattdessen haben sie solche Wörter farblich markiert und an den Seitenrand einen kurzen Erklärtext gesetzt. Auch wenn damit etwas Fremdheit in den Bibelversen bleibt, lässt sich die Bedeutung schnell über die Randnotiz erfassen.
Schon vor zehn Jahren hatte ein BasisBibel-Team das Neue Testament übersetzt. Das Projekt fand schnell sein Publikum, mehr als 200.000 Exemplare wurden nach Angaben der Deutschen Bibelgesellschaft verkauft. Die Psalmen erschienen 2012, doch es hat bis heute gedauert, das doppelt so umfangreiche Alte Testament komplett in eine moderne Sprache zu bringen. Für die nun vollendete Bibeledition wurde allerdings auch das Neue Testament nochmal unter die Übersetzerlupe genommen. Dabei hat das Team 15 Prozent des Textbestandes und einen Großteil der Erklärtexte revidiert.
Für die "Erstbegegnung mit der Bibel"
Treue Kirchgänger haben die berühmte Frage von Jesus Christus nach Luthers Übersetzung im Ohr (Matthäus-Evangelium, Kapitel 16, Vers 26): "Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?" In der Basisbibel klingt der Satz so: "Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben dabei verliert?"
Gedacht ist die BasisBibel vor allem für junge Leute. Oder für Menschen, die eine "Erstbegegnung mit der Bibel" haben wollen, wie es im Kirchendeutsch heißt. So formulierte es der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im vergangenen Juni. Der Rat ist von dem Projekt überzeugt und empfiehlt die BasisBibel offiziell für die kirchliche Arbeit. Gedacht ist dabei vor allem an Kinder und Jugendliche in Jungscharen und Konfirmandengruppen. Man betrachte die BasisBibel als Ergänzung zur Lutherbibel, die im deutschen Protestantismus nach wie vor an erster Stelle steht.
Urtextnah und prägnant in der Sprache
Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bibelgesellschaft, findet in der BasisBibel eine Sprache, "die Menschen mit hineinnimmt und nicht ausschließt". Damit leiste sie einen entscheidenden Beitrag, dass die Bibel auch im 21. Jahrhundert als Buch der Bücher erfahrbar werde. Der Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft, Christoph Rösel, sagt, die BasisBibel stehe in der Tradition des Bibelübersetzers Martin Luther: Sie sei urtextnah und prägnant in der Sprache.
Die BasisBibel gibt es laut Deutscher Bibelgesellschaft als gedrucktes Buch, in der Reihe "bibeldigital" sowie kostenlos im Internet und als App für Smartphones und Tablets. Unterstützt haben das Übersetzungsprojekt die EKD, evangelische Landeskirchen, Gemeinden, Bibelgesellschaften, Verbände, Werke und Einzelpersonen. Das mit der Agentur "gobasil" (Hamburg/Hannover) entwickelte Buchdesign wurde mehrfach prämiert. Die BasisBibel erscheint in einer Kompaktausgabe (2.000 Seiten) und einer Komfortedition (3.000 Seiten).