Hollerich gegen Verbot anderssprachiger Predigten

Wird Grundrecht auf Religionsfreiheit vernachlässigt?

Der Präsident der katholischen EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Hollerich, hat vor dem geplanten Verbot anderssprachiger Predigten in Dänemark gewarnt. Das Grundrecht auf Religionsfreiheit würde unagemessen behindert.

Kelch und Hostienschale auf einem Altar / © Wolfgang Lehner (KNA)
Kelch und Hostienschale auf einem Altar / © Wolfgang Lehner ( KNA )

Das sagte Hollerich am Freitag in Brüssel. Er sehe solche Tendenzen mit Sorge. Sie seien "Teil eines breiteren, zunehmenden Trends der Vernachlässigung des Grundrechts auf Religionsfreiheit in den EU-Mitgliedstaaten und sogar auf der Ebene des EU-Gerichtshofs".

Besonders kleine Konfessionen betroffen

Die sozialdemokratische Regierung von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen will per Gesetz nur noch Predigten in dänischer Sprache erlauben. So soll Medienberichten zufolge mehr Kontrolle in muslimischen Gemeinden erreicht werden, in denen auf Arabisch gepredigt wird. Für die deutschsprachige sowie andere Minderheiten würde die Regelung bedeuten, dass sie alle Predigten auf Dänisch übersetzen und veröffentlichen müssten.

Das Ziel, Radikalisierung und Anstiftung zu Hass und Terrorismus zu verhindern, sei verständlich, so der Vorsitzende der EU-Bischofskommission. "Negative oder diskriminierende Auswirkungen" auf Kirchen und Religionsgemeinschaften sollten aber vermieden werden. Besonders betroffen seien kleinere Konfessionen, die nicht nur nicht über die finanziellen Mittel verfügten, um die Anforderungen zu erfüllen, sondern häufig aus Einwanderergemeinschaften bestünden, so Hollerich. Es brauche einen intensiven Dialog zwischen der Nordischen Bischofskonferenz, den Behörden und den betroffenen Gemeinden.

Nordische Bischofskonferenz und COMECE

Zur Nordischen Bischofskonferenz gehören die katholischen Bischöfe von Oslo, Trondheim, Tromsö, Kopenhagen, Helsinki, Stockholm und Reykjavik. Ihre Aufgabe ist unter anderem, die kirchliche Arbeit in den dortigen Bistümern mit insgesamt rund 340.000 Katholiken zu fördern und den internationalen Kontakt zu erleichtern.

In der COMECE sind die Bischofskonferenzen der 27 EU-Mitgliedstaaten vertreten. Sitz des Sekretariats ist Brüssel. Die Kirchenvertreter dort halten Kontakt zu Parlamenten und Regierungen, um Politik im Sinne der kirchlichen Soziallehre mitzugestalten.

Jean-Claude Hollerich

Kardinal Jean-Claude Hollerich ist seit 2011 Erzbischof im traditionell katholisch geprägten Luxemburg. Am 9. August 1958 im luxemburgischen Differdingen geboren, studierte er Ende der 70er Jahre in Rom Theologie. 1981 trat er in den Jesuitenorden ein und verbrachte in den 80er und 2000er Jahren jeweils mehrere Jahre in Tokio.


Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / ©  Sven Becker (KNA)
Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / © Sven Becker ( KNA )
Quelle:
KNA