Die Zahl der Christen im Irak ist im Zuge von Terror und Bürgerkrieg dramatisch zurückgegangen. Heute leben schätzungsweise zwischen 200.000 und 300.000 Christen im Land, meist in Bagdad sowie im Norden.
Nach dem Krieg von 2003 nahm der islamische Fundamentalismus im Irak massiv zu, dazu kam der blutige Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten. Christen wurden teils gezielt Opfer von Terroristen, teils gerieten sie zwischen die Fronten der beiden muslimischen Strömungen. Hunderttausende verließen das Land. Viele fanden in den Kurdengebieten Zuflucht. Ihren Höhepunkt erreichte die Christenverfolgung ab 2014 mit dem Aufkommen der Terrormiliz "Islamischer Staat". Seit dessen Niederlage ist nur ein kleiner Teil der geflohenen Christen in die Heimat zurückgekehrt, vor allem in die nordirakische Ninive-Ebene.
Viele religiöse Minderheiten im Irak
Das Christentum ist im Irak fast von seinen Anfängen an verwurzelt. Die bedeutendste Kirche im Land ist die chaldäisch-katholische (67 Prozent). Weitere sind die Kirche des Ostens (20 Prozent), die syrisch-orthodoxe und syrisch-katholische Kirche (zusammen 10 Prozent), sowie die armenisch-apostolische und armenisch-katholische Kirche. Dazu kommen noch wenige Gläubige anderer Kirchen, etwa der römisch-katholischen sowie reformierte Kirchen.
Die religiöse Vielfalt im Irak ist groß, denn neben den Christen gibt es noch weitere religiöse Minderheiten im Land: Jesiden, Schabak, Mandäer, Kakai und Zoroastrier. Die irakische Verfassung garantiert Religionsfreiheit. Andererseits darf kein Gesetz dem Islam widersprechen. Das führt in der Praxis immer wieder zu Problemen und Diskriminierung der Minderheiten.
Für den chaldäischen Patriarchen Louis Raphael Sako I. hängt die Zukunft des Irak von einem Bewusstseinswandel ab, wonach nicht mehr religiös-ethnische Zugehörigkeiten im Land dominieren, sondern alle Iraker als gleichberechtigte Bürger ihres Landes gelten. Dazu braucht es allerdings auch eine Änderung der Verfassung.