Eine Regierung mit vollen Befugnissen sei der "Schlüssel zur Lösung aller anderen grundlegenden Probleme, ob Reform oder Politik, Sicherheit oder Wirtschaft, Soziales oder Lebensbedingungen", sagte der einflussreiche Kirchenmann laut Manuskript in seiner Sonntagspredigt an seinem Amtssitz in Bkerke nördlich von Beirut. Ohne eine Regierung blieben alle Gespräche nichtig und verschärften sich die Spaltungen.
Zuletzt hätten die Politiker die Libanesen ein weiteres Mal enttäuscht und auf lokaler und internationaler Ebene gezeigt, dass sie gar kein Interesse an einer Kabinettsbildung hätten, so das Oberhaupt der katholischen Ostkirche. Es sei zu befürchten, dass die Regierungsbildung mit Absicht gestört werde, denn es gebe einige, die sogar eine Verschlechterung der Lage anstrebten, damit die Bürger verzweifelten und am Ende jede Form von Einigung akzeptierten.
Seit acht Monaten ohne Regierung
Eine umgehende Regierungsbildung forderte auch der sunnitische Großmufti des Libanon, Scheich Abdul Latif Derian. Das Land könne einen weiteren Zusammenbruch und eine weitere Zerstörung nicht länger ertragen, sagte er laut der staatlichen Nachrichtenagentur "NNA" (Sonntag) in seiner Botschaft zum Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan.
Der Libanon ist seit dem Rücktritt von Ministerpräsident Hassan Diab vor rund acht Monaten ohne Regierung. Der im Oktober 2019 zurückgetretene und im Oktober 2020 erneut zum Ministerpräsidenten designierte Saad Hariri scheiterte bislang an einer Verteilung der Ministerposten.