Besondere Bekanntheit erlangte Filoni im Irakkrieg 2003, als er ungeachtet der Bombardierung Bagdads durch US-Streitkräfte auf seinem Botschafterposten dort ausharrte. Der Süditaliener gilt im Vatikan als einer der besten Kenner des Nahen Ostens und Chinas.
Studium und Werdegang
Der 1946 im apulischen Manduria geborene Filoni trat nach der Priesterweihe sowie weiteren Studienabschlüssen in Kirchenrecht, Philosophie und Journalismus 1981 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. Erste Stationen waren Sri Lanka und Iran, dann nach einer Zeit im vatikanischen Staatssekretariat Brasilien und die neu eröffnete diplomatische Mission in Hongkong.
2001 wurde Filoni päpstlicher Botschafter in Jordanien und im Irak. In Bagdad entging er 2006 knapp einer Autobombe, die nahe der Nuntiatur explodierte. Kurz darauf übernahm er die Vatikanvertretung in der philippinischen Hauptstadt Manila. Nur gut ein Jahr später, 2007, machte Benedikt XVI. ihn zum Substituten im Staatssekretariat, eine Art Stabschef.
Leitung der Missionkongregation und Kardinalserhebung
2011 erhielt Filoni die Leitung der finanziell und personalpolitisch gewichtigen Missionskongregation, der etwa ein Drittel aller katholischen Bistümer weltweit unterstehen. Im Februar 2012 folgte die Erhebung in den Kardinalsstand. Der 2013 gewählte Papst Franziskus bestätigte Filoni im Amt, ließ ihn aber im Dezember 2019 den Posten zugunsten des elf Jahre jüngeren Kardinals Luis Tagle räumen, der zuvor Erzbischof von Manila war.
Stattdessen übernahm Filoni das Amt des Großmeisters der Grabesritter von dem aus Altersgründen ausgeschiedenen US-amerikanischen Kardinal Edwin O'Brien.
Besuch von Flüchtlingslagern
Kurz nach den Eroberungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" im Nordirak besuchte Filoni als päpstlicher Sondergesandter im August 2014 Flüchtlingslager von Christen und Jesiden und erörterte mit der politischen Führung des Landes Hilfsmöglichkeiten. Auch bei der Papstreise in den Irak im vergangenen März war der Diplomat Teil der offiziellen Delegation.