Er schuf Bilder, Skulpturen und Kirchenfenster: Der Maler und Bildhauer Markus Lüpertz gilt als einer der wichtigsten deutschen Künstler der Gegenwart. Der 25. April ist sein 80. Geburtstag. Der 1941 geborene Lüpertz war ein Nachkriegs-Flüchtlingskind und kann heute auf ein bewegtes Leben, auch außerhalb der bildenden Kunst, blicken.
Bergmann, Künstler, Musiker
Er gründete zum Beispiel eine Kunst- und Literaturzeitschrift mit dem Titel "Frau und Hund", schrieb eigene Texte, schuf Bühnenbilder und spielte Jazz. Lüpertz fuhr vor Jahrzehnten aber auch im Kohlenbergbau unter Tage, um während seines Studiums Geld zu verdienen. Er war auch bei der Fremdenlegion. Bis 2009 war Lüpertz langjähriger Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie.
"Jeder Maler braucht Genie", stellte er einmal in der "Zeit" fest.
Und legte dort nach auf die Frage, ob man Kunst lernen könne: "Nein, das ist ein Defekt, den man hat. Man wird als Künstler geboren, der liebe Gott sucht sich diese Leute aus. Man ist verdammt. Man hat mit dieser seltenen Ausnahmebegabung die Verpflichtung, die Kunst auch zu realisieren und nicht nachzulassen."
Liebevolle Verhältnis zur Religion
Über seine Sicht auf den Künstler an sich sprach er 2013 auch im "art-Magazin": "Der Künstler ist eine Ausnahme. Er ist ein von Gott gesandter Geselle, um den Menschen die Welt zu erklären." Die Bezüge zu Gott kommen nicht von ungefähr: "Ich bin bekennender Katholik und habe zu Religion ein liebevolles, freundschaftliches Verhältnis und finde es immens wichtig", sagte er einmal der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Nachdem Lüpertz 1941 im böhmischen Liberec (Reichenberg) geboren worden war, flüchtete seine Familie nach dem Zweiten Weltkrieg in Richtung Westen und ließ sich in Rheydt nieder, das heute zu Mönchengladbach am Niederrhein gehört. Am Rhein finden sich auch einige der von Lüpertz gestalteten Kirchenfenster - in der Dominikanerkirche Sankt Andreas in Köln.
Wirbel um Lüppertz-Fenster in Hannover
Das erste Fenster mit zeitgenössischer Farbverglasung wurde dort nach Angaben des Erzbistums Köln Ende 2005 eingebaut und gesegnet. Auf dem Glas in Sankt Andreas ist unter anderem die Darstellung einer Pieta zu sehen. Aktiv ist Lüpertz auch in Bamberg: Dort sind acht Fenster für die Sankt-Elisabeth-Kirche geplant, sieben von ihnen sollen Legenden aus dem Leben der heiligen Elisabeth mit den sieben Werken der Barmherzigkeit verbinden. 2019 wurden die ersten beiden Fenster enthüllt, nach Ostern waren vier weitere geplant.
Knatsch gibt es wegen eines Lüpertz-Fensters derzeit in Hannover: Das 13 Meter hohe Buntglasfenster hatte Altkanzler Gerhard Schröder für die Marktkirche geschenkt. Architekten-Erbe Georg Bissen wehrt sich gegen den Einbau und streitet deswegen vor Gericht. Er beharrt darauf, dass das Urheberrecht seines Stiefvaters verletzt werde, des Marktkirchen-Architekten Dieter Oesterlen: Dieser habe eine Atmosphäre der Schlichtheit für das Gotteshaus vorgesehen.
Dithy… - was?
In den 1960er Jahren begann der bis heute vielfach ausgezeichnete Lüpertz mit der "dithyrambischen Malerei". Im "art-Magazin" erklärte er die Dithyrambe: "Nun, in der antiken Tragödie bezeichnet sie das vom Chor vorgetragene Vorspiel, das Dionysos geweiht war." Befreundete Maler hätten Bilder unter dem Titel "Dithyrambische Malerei" ausgestellt.
"Ich fand die Bezeichnung so hinreißend, dass ich sie besetzte und daraus die Dithyrambe entwickelt habe, die bei mir für einen ganz bestimmten Formenablauf steht." Bekannt ist auch die Bildfolge "Männer ohne Frauen - Parsifal" aus den 1990er Jahren: "als Studie zur männlichen Psyche, zu Isolation, Ohnmacht und Hoffnung auf Erlösung".
Das Beste zum Schluss
Lüpertz' Werke insgesamt erregen Aufsehen und polarisieren; sie gelten als neoexpressionistisch und auch als wild. Dazu passt das selbstbewusste Auftreten des mehrfachen Vaters, der schöne Autos schätzt und oft mit schwarzem Anzug und Hut zu sehen ist.
Kurz vor seinem 75. Geburtstag ereignete sich für Lüpertz etwas, das er als "Highlight" seiner Karriere bezeichnete: Er zeigte Arbeiten im Berliner Bode-Museum. Er sprach von einem "Ritterschlag". Die dort ausgestellten Künstler vergangener Jahrhunderte seien für ihn "lebende Kollegen. Sie haben die Chance, über diese Kunstwerke Ewigkeit zu erlangen. Und das ist der Grund, warum ein Künstler letztlich Kunst macht."