Peter Dabrock, der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates sagte am Dienstag im Deutschlandfunk: "Das klingt wie die Fortsetzung der Politik der ruhigen Hand". Da würden vermutlich die Gerichte schneller sein als die Politik, obwohl die Lage verfassungsrechtlich relativ klar sei. Es werde zu einer Rücknahme der Freiheitseinschränkungen kommen, wenn diese nicht mehr verhältnismäßig seien. Die Politik müsse sich dann Gedanken machen, wie sie mit der Spaltung der Gesellschaft zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften umgehen wolle. "Da vermisse ich gestaltendes Handeln", so Dabrock.
Übergangslösungen möglich
Eine Zeit lang könnten Übergangslösungen greifen, etwa indem man Restaurants und Veranstaltungen für Geimpfte öffne, sagte Dabrock.
Damit ließe sich gut leben. "Ich selber bin ja nicht geimpft und sage, ich freue mich, wenn der Händler meines Vertrauens wieder Kunden hat. Ich freue mich, wenn die Stammkneipe wieder Besucher hat, wenn die über die Runden kommen. Ich glaube, das sollten die Nichtgeimpften auch berücksichtigen."
Schwieriger werde es dort, wo viele Menschen zusammenkämen, die man nicht auf Impfschutz kontrollieren könne, beispielsweise im öffentlichen Personennahverkehr, räumte der Theologe ein. Dort werde man aus Gründen des Schutzes für die Nichtgeimpften auch die Geimpften dazu auffordern müssen, die entsprechenden Schutzmaßnahmen einzuhalten wie Maske zu tragen und Abstand zu halten.
Maske und Abstand zunächst unumgänglich
"Sonst wären die Nichtgeimpften die doppelt Gekniffenen." Sie wären auf der einen Seite einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt und müssten andererseits damit rechnen, dass viele aus der "Front der Querdenkenden" dann ebenfalls öffentlich keine Masken trügen, wodurch das Expositionsrisiko für Nichtgeimpfte noch einmal steigen würde, so Dabrock weiter.
Ausdrücklich mehr Solidarität forderte er ein mit der jüngeren Generation, also Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden. Alle, die älter als 16 seien, sollten baldmöglich geimpft werden. "Seit einem Jahr passiert im Grunde nichts mit dieser Gruppe und die wartet und wartet und wartet, und hier hätte man mal zeigen können, wir machen was für euch", kritisierte der Theologe.
"Das wäre eine Aufgabe des Impfgipfels gewesen, nicht nur eine Politik zu betreiben, wie es der Politologe Wolfgang Gründinger sagt, Politik für alte Säcke, sondern eine Politik, die wirklich die junge Generation, die unsere Zukunft ist, in den Blick nimmt" bilanzierte der ehemalige Ethikrats-Vorsitzende. "Stattdessen verwaltet man eigentlich nur das Nichtstun und das hätte man seit Monaten tun können. Die Vorschläge lagen auch seit Monaten auf dem Tisch."