Caritas fordert "menschliche Lösungen" bei Familiennachzug

"Familien gehören zusammen"

Die Caritas erinnert zum Welttag der Familie an diesem Samstag an die Familien, welche durch Flucht und Vertreibung getrennt sind. Caritas-Präsident Neher mahnte, auch für Migrantinnen und Migranten gelte das "Grundrecht auf Familie".

Flüchtlingskind erbettelt Geld mit Musik / © Denis Krasnoukhov (shutterstock)
Flüchtlingskind erbettelt Geld mit Musik / © Denis Krasnoukhov ( shutterstock )

"Wir fordern von der Politik menschliche, das heißt unbürokratische und pragmatische Lösungen für die Zusammenführung von Eltern und Kindern, Ehepartnern, Geschwistern. Migrantinnen und Migranten haben ein Recht auf Familiennachzug", sagte Präsident Peter Neher am Mittwoch in Berlin.

Gesetzlich dürfen jeden Monat 1.000 enge Verwandte von Menschen, die hierzulande subsidiären Schutz genießen, nach Deutschland ziehen. Dieses Kontingent ist laut dem katholischen Sozialverband angesichts des Bedarfs viel zu knapp gemessen. Aktuell warteten über 10.000 Familienangehörige auf einen Termin zur Antragsstellung. "Hinter den Zahlen stehen Geschichten von Ehepartnern, die seit Jahren getrennt sind, von Kindern, die ohne ihre Eltern oder ihre Geschwister aufwachsen," so Neher. "Und jedes dieser Schicksale ist auch eine Geschichte der erschwerten Integration."

Kritik an komplexem Verfahren

Die Verfahren seien bereits in normalen Zeiten viel zu komplex; in der Pandemie habe sich das Problem noch verschärft. Der Nachweis einfacher Deutschkenntnisse zum Beispiel, den viele Ehegatten liefern müssen, um zu ihrem Ehemann oder ihrer Ehefrau zu ziehen, stellt laut Caritas eine enorme Hürde dar, wenn die Sprachschulen pandemiebedingt geschlossen sind oder nur ganz wenige Kurse anbieten.

Neher forderte von der Politik pragmatische Lösungen. "Das Grundrecht auf Familie gilt auch für Migrantinnen und Migranten", betonte er. Der Deutsche Caritasverband habe, zusammen mit über 200 anderen Organisationen wie Pro Asyl und Diakonie, den Aufruf "Familien gehören zusammen" unterzeichnet.

Zuvor hatten bereits die beiden großen Kirchen in Deutschland mehr Engagement beim Familiennachzug gefordert. "Die Familie ist ein besonders wichtiger Lebensraum, in dem dauerhaft Verantwortung füreinander übernommen wird und Vertrauen wachsen kann. Für die Kirchen ist die Familie ein sehr hohes Gut, das es zu schützen gilt", sagte der der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Dutzmann. Die Pandemie erschwere den Nachzug massiv. Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten, betonte: "Die Integration fällt schwer, wenn die Sorge um Angehörige im Erstzufluchtsland oder Herkunftsland alles bestimmt. Das Verfahren müsste vereinfacht und beschleunigt werden."


Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes  / © Harald Oppitz (KNA)
Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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