Syrischer Bischof Audo verteidigt Wahlaufruf der Kirche

"Wir sind diejenigen, die hier leben"

Der chaldäische Bischof von Aleppo, Antoine Audo, hat den Aufruf der syrischen Kirche zur Präsidentenwahl verteidigt. "Wir haben die Menschen lediglich gebeten, ihre Pflicht zu erfüllen", sagte er dem vatikanischen Nachrichtendienst Fides.

Blick von der maronitischen Kathedrale von Aleppo in Syrien / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Blick von der maronitischen Kathedrale von Aleppo in Syrien / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Kritik aus dem Westen an der Position der Kirche wies er zurück. "Wir haben keine Wahlpräferenzen geäußert. Wir wissen genau, dass die Mehrheit derjenigen, die zur Wahl gehen, Assad erneut wählen wird, aber über alles hinaus, was Analysten und Gruppen im Westen sagen und tun können, sind wir diejenigen, die hier leben."

Präsidentschaftswahlen haben begonnen

In Syrien laufen seit Mittwochfrüh die Präsidentenwahlen. Die USA, Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien lehnten die Wahl in einer Erklärung als undemokratisch ab; Oppositionsgruppen riefen zum Boykott auf. Demnach wurden nur 3 der 51 Bewerber vom syrischen Verfassungsgericht als Kandidaten zugelassen. Bei den letzten Präsidentenwahlen 2014 hatte Bashar al Assad 88 Prozent der Stimmen erhalten.

Die katholischen Bischöfe und Patriarchen Syriens hatten vergangene Woche in Aleppo anlässlich ihrer jährlichen Versammlung zur Teilnahme an den Wahlen aufgerufen. Die syrischen Bürger sollten dabei ihrem Gewissen folgen, hieß es.

Als Menschen dieses Landes wisse man, "wie die Dinge stehen" und kenne die Verhältnisse im Nahen Osten, erklärte Audo. "Wir sind uns der Zusammenhänge mit der breiteren, der geopolitischen Ebene bewusst und wir wissen, dass wir angesichts all dessen keine abstrakten Theorien zur Demokratie brauchen und dass es immer sehr einfach ist, anderen von außen eine Lehre zu erteilen."

Für Reformen braucht es Geduld

Demokratie lasse sich nicht von außen arrogant oder gar gewalttätig durchsetzen, betonte der Bischof. Für Reformen brauche es vielmehr Geduld.

Der Bischof wies im Interview auch auf zentrale Herausforderungen für die verbliebenen Christen im Nahen Osten hin. So nehme seit Jahrzehnten der islamistische Extremismus stark zu, zugleich würden die lokalen christlichen Gemeinschaften immer kleiner. Die Kirchenführer bemühten sich in diesem Kontext, die Präsenz der Christen vor Ort zu sichern.


Bischof Antoine Audo aus Aleppo / © Lukas Barth (KNA)
Bischof Antoine Audo aus Aleppo / © Lukas Barth ( KNA )
Quelle:
KNA
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