DOMRADIO.DE: Welche Botschaft wollten sie alle aussenden mit diesem Protest am Samstag?
Elisabeth Bungartz (Vorsitzende des kfd-Diözesanverbandes Köln): Uns war es wichtig, nochmal Solidarität mit den anderen Gruppierungen zu zeigen. Vor allen Dingen fand ich es ganz großartig, dass Herr Pfarrer Koltermann diesen Pilgergang nach Köln so schnell auf die Beine gestellt hat. Und ich muss auch sagen, ich bin auf unsere kfd mächtig stolz, dass wir es auch innerhalb von drei, vier Tagen geschafft haben, unsere Frauen zu motivieren, nach Köln zu kommen, um mit zu protestieren.
Denn ich denke einfach, wir können nicht mehr anders. Es muss Veränderungen in unserer Kirche geben und dafür müssen wir auf die Straße gehen. Wir haben das ja auch schon bewiesen - an anderer Stelle, gemeinsam mit anderen Gruppierungen wie dem KDFB (Katholischer Deutscher Frauenbund) oder Maria 2.0, wo wir im Schulterschluss sind und gemeinsam versuchen, Veränderungen herbeizuführen und einfach dafür nochmal sensibel zu machen, dass unsere Bistumsleitung das vielleicht auch mal endlich spürt.
DOMRADIO.DE: Es geht um eine Aufarbeitung des Themas sexualisierte Gewalt gegen Kinder in der Kirche. Es geht um Gleichberechtigung von Frauen und eine offene Haltung gegenüber homosexuellen Partnerschaften. Was können Sie denn mit Aktionen wie jetzt am Wochenende ausrichten und erreichen?
Bungartz: Ich glaube, es ist ja eine riesige mediale Öffentlichkeit gewesen. Und da kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Bistumsleitung - sprich auch unser Kardinal Woelki - sich dem so verschließen kann. Ich muss zwar sagen, ich hab da ein bisschen Sorge. Ich empfinde es manchmal so, dass diese Herren beratungsresistent sind oder überhaupt gar nicht merken, was wirklich vorgeht. Das macht mir die größte Sorge, muss ich sagen. Trotzdem denke ich, sollten wir da immer weiter dran bleiben.
DOMRADIO.DE: Was erwarten Sie vom Kölner Kardinal? Er wird das ja alles mitbekommen haben.
Elisabeth Bungartz: Ich hoffe, dass er es mitbekommen hat. Das war ja nah genug an seinem Haus. Ich hätte mir auch gewünscht, er wäre vielleicht mal nach draußen gekommen. Das hätte sicher ein starkes Zeichen sein können. Aber leider hat er das meiner Meinung nach wieder vertan oder versäumt.
Ich würde jetzt nicht so weit gehen, sofort zu sagen: Ich erwarte den Rücktritt. In gewisser Weise erwarte ich ihn schon. Aber ich bin auch der Meinung, dass es damit nicht getan sein wird. Wir wissen doch gar nicht, wie sich das dann weiter verändern wird. Wenn dann nur ein Bischof eins zu eins ausgetauscht wird, glaube ich nicht an größere Veränderungen. Da müssen Machtstrukturen aufgebrochen werden, da müssen Hierarchien durchbrochen werden. Das ist für mich das Wichtige in unserer Kirche. Und dafür setzen wir uns ja als kfd auch ein.
Heute Abend gibt es noch mal eine Veranstaltung über YouTube – Gespräche unterm Purpurkreuz – wo Diskussionsrunden sind, an denen auch Marianne Arndt aus Köln teilnimmt. Ich glaube, man kann nur immer wieder den Finger in die Wunde legen.
DOMRADIO.DE: Werden noch weitere Proteste und Aktionen folgen?
Bungartz: Sie haben ja mitbekommen, dass wir den Predigerinnentag am 17. Mai hatten, wo auch Marianne Arndt für den Diözesanverband Köln gepredigt hat. Und wir haben jetzt auch in verschiedenen Gruppen für September mit Planungen begonnen. Da wird es vom 12. bis zum 25. September immer wieder Aktionen geben, unter anderem auch in Bonn auf dem Münsterplatz, wo Kundgebungen mit Statements, aber auch eine Wort-Gottes-Feier stattfinden. Auch in Köln wird es entsprechende Veranstaltungen geben. Also da sind wir in der Planung, auch gemeinsam mit Maria 2.0.
Das Interview führte Carsten Döpp.