Kardinal Giovanni Angelo Becciu: Der 73-jährige Sarde saß als Substitut von 2011 bis 2018 an einer Schlüsselstelle im Staatssekretariat. Zu Beginn der Finanzreform des Papstes war er Gegenspieler von Kardinal George Pell; 2018 versetzte ihn der Papst an die Spitze der Heiligsprechungskongregation; im September 2020 entzog er ihm alle Ämter. Vorwurf an ihn: Veruntreuung und Amtsmissbrauch sowie Verleitung zur Falschaussage.
Rene Brülhart: Der Schweizer Jurist und Finanzexperte wurde 2012 von Benedikt XVI. zum Direktor der 2010 geschaffenen vatikanischen Finanzaufsicht AIF ernannt. Zuvor leitete er die Finanzaufklärung Liechtensteins. Unter Franziskus wechselte Brülhart in den AIF-Verwaltungsrat. Nachdem sein Nachfolger als AIF-Direktor, Tommaso Di Ruzza, im Oktober 2019 nach einer Razzia suspendiert wurde, nahm Brülhart unter Protest den Hut. Vorwurf gegen ihn: Amtsmissbrauch.
Mauro Carlino: Der süditalienische Geistliche war lange Beccius Sekretär. In dessen Auftrag wie in dem von Beccius Nachfolger, Erzbischof Pena Parra, soll er Deals mit den Finanzmaklern Crasso, Torzi und Mincione durchgeführt haben. Vorwurf: Erpressung und Amtsmissbrauch.
Enrico Crasso: Der in der Schweiz tätige römische Banker war einer der wichtigsten Partner des Staatssekretariats bei Finanzgeschäften. Er soll Kredite seines früheren Arbeitgebers Credit Suisse an das Staatssekretariat vermittelt haben; auch stellte er die Kontakte zu Raffaele Mincione und Gianluigi Torzi her, damit der Vatikan in die Londoner Immobilie investierte. Vorwurf: Unterschlagung, Korruption, Erpressung, Geldwäsche, Betrug, Amtsmissbrauch und Urkundenfälschung. Zudem wird gegen drei seiner Unternehmen ermittelt.
Tommaso Di Ruzza: Nach der Razzia 2019 wurde der damalige Direktor der Finanzaufsicht AIF zuerst suspendiert und dann entlassen. In dem Zusammenhang warfen auch der frühere Präsident Brülhart sowie zwei von vier Aufsichtsräten das Handtuch. Vorwurf: Veruntreuung, Amtsmissbrauch und Verletzung des Amtsgeheimnisses.
Cecilia Marogna: Die selbst ernannte Expertin in Geheimdienst- und Sicherheitsfragen bot 2015 dem Staatssekretariat ihre Hilfe zum Schutz diplomatischer Missionen an. Becciu nahm das Angebot an und ließ ihr beträchtliche Geldsummen überweisen, die sie weitgehend für Privates ausgegeben haben soll. Der Vatikan wirft ihr Veruntreuung vor. Slowenische Behörden ermitteln ebenfalls gegen sie; ihr Unternehmen in Ljubljana erwies sich als Briefkastenfirma.
Raffaele Mincione: Von Crasso vermittelt investierte das Staatssekretariat hunderte Millionen Euro in Fonds des versierten Fondsmanagers Mincione. Etliches davon floss in die Londoner Immobilie. Mincione arbeitet eng mit Gianluigi Torzi zusammen; bei ihren Geschäften mit dem Vatikan spielten sie sich Bälle zu. Vorwurf: Veruntreuung, Betrug, Amtsmissbrauch, Unterschlagung und Geldwäsche.
Nicola Squillace: In Medienberichten tauchte der Name des Mailänder Rechtsanwalts bisher kaum auf. Von ihm ließ Torzi sich bei seinen Geschäften mit dem Vatikan beraten; die beiden sollen seit langem Geschäftspartner sein. Im Februar 2019 wurde Squillace zu sechseinhalb Jahren Haft wegen seiner Rolle bei der Pleite eines Textil-Chemie-Unternehmens verurteilt. Vorwurf des Vatikan: Veruntreuung, Geldwäsche und Selbstgeldwäsche.
Fabrizio Tirabassi: Der im Staatssekretariat für Investitionen zuständige Angestellte wurde nach der Razzia 2019 suspendiert. Im Auftrag von Vorgesetzten wickelte er Geschäfte zuletzt mit Torzi ab. Vorwurf: Korruption, Erpressung, Veruntreuung Betrug und Amtsmissbrauch.
Gianluigi Torzi: Der italienische Finanzmakler operiert vor allem in England und sollte für den Vatikan die Kohlen aus dem Feuer des verlustreichen Londoner Immobiliendeals holen. Dabei kassierte er noch einmal üppig; ließ sich aber auch vom Papst empfangen. Vorwurf: Erpressung, Unterschlagung, Betrug, Veruntreuung, Geldwäsche und Selbstgeldwäsche.