Das Gebetsanliegen des Papstes für den September

Für eine "Zivilisation geteilter Genügsamkeit"

Der Papst betet im September dafür, "dass wir alle mutige Entscheidungen für einen einfachen und umweltbewusst nachhaltigen Lebensstil treffen und uns über die jungen Menschen freuen, die hierin ganz entschieden leben".

Autor/in:
Martin Maier SJ
Eine junge Frau beim Einkauf von Wurstwaren im Bioladen / © Drazen Zigic (shutterstock)
Eine junge Frau beim Einkauf von Wurstwaren im Bioladen / © Drazen Zigic ( shutterstock )

Seine Gebetsmeinung für den September widmet Papst Franziskus einem umweltbewusst-nachhaltigen Lebensstil. Besonders würdigt er das entschiedene Engagement von jungen Menschen. Dahinter steht seine "Sorge für unser gemeinsames Haus", die er vor fünf Jahren in seiner Enzyklika "Laudato si" zu einem zentralen Thema seines Pontifikats gemacht hat.

Die wichtigsten Botschaften der Enzyklika lauten: Der Klimawandel und die skrupellose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen bedrohen die Zukunft unseres Planeten. Die ökologische Frage ist eine Gerechtigkeitsfrage. Die Bewohner der reichen Länder des Nordens tragen am meisten zum gefährlichen Klimawandel bei. Die Bewohner der armen Länder des Südens erleiden die Konsequenzen am deutlichsten und sind am wenigsten davor geschützt. Es steht in der Macht der menschlichen Gemeinschaft, umzusteuern und die fatale Dynamik aufzuhalten.

Papst stellt Systemfrage

Damit stellt Papst Franziskus die "Systemfrage": Das in den Ländern des Nordens vorherrschende Produktions- und Konsummodell kann unmöglich auf alle Menschen ausgedehnt werden. Eine Minderheit hält sich für berechtigt, "in einem Verhältnis zu konsumieren, das unmöglich verallgemeinert werden könnte, denn der Planet wäre nicht einmal imstande, die Abfälle eines solchen Konsums zu fassen".

Daraus folgt, dass das herrschende Wirtschafts- und Zivilisationsmodell durch ein neues Zivilisationsmodell ersetzt werden muss, das sich als "Zivilisation geteilter Genügsamkeit" beschreiben lässt. Damit ist gemeint, dass von dem reichen Fünftel der Weltbevölkerung eine gesunde Einschränkung des Lebensstils und ein Teilen verlangt sind.

Doch dies bedeutet keine Verminderung der Lebensqualität: "Die christliche Spiritualität schlägt ein anderes Verständnis von Lebensqualität vor und ermutigt zu einem prophetischen und kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein. Es ist wichtig, eine alte Lehre anzunehmen, die in verschiedenen religiösen Traditionen und auch in der Bibel vorhanden ist. Es handelt sich um die Überzeugung, dass 'weniger mehr ist'."

Die entscheidende Frage ist, wie man von der Einsicht ins Handeln kommt. Mit Schriftsteller Erich Kästner gesprochen: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." Der Papst unterscheidet verschiedene Ebenen des Handelns: die Ebenen der internationalen Zusammenarbeit, der nationalen Politik, der Gemeinden, der Familien und jedes Einzelnen.

Nicht jeder und jede kann auf allen Ebenen aktiv werden. Doch Franziskus macht eine Reihe von konkreten und praktischen Vorschlägen wie eine gute Verwaltung des Verkehrswesens oder energiesparende Konstruktion und Sanierung von Gebäuden.

Soziale Verantwortung und Macht der Verbraucher

Weiter unterstreicht der Papst die soziale Verantwortung und die Macht der Verbraucher. Damit sind alle angesprochen: "Eine Änderung der Lebensstile könnte dazu führen, einen heilsamen Druck auf diejenigen auszuüben, die politische, wirtschaftliche und soziale Macht besitzen. Das ist es, was die Verbraucherbewegungen erreichen, die durch den Boykott gewisser Produkte auf das Verhalten der Unternehmen ändernd einwirken und sie zwingen, die Umweltbelastung und die Produktionsmuster zu überdenken." Es ist eine Tatsache, dass Unternehmen empfindlich reagieren, wenn ihre Rendite gefährdet ist.

Genau hier kann die Macht der Verbraucher einhaken und Druck ausüben.

Politiker, Wissenschaftler und Vertreter vieler sozialer Bewegungen folgten der Einladung des Papstes zu einem Dialog über die Gestaltung der Zukunft unseres Planeten. Papst Franziskus ist es gelungen, mit "Laudato si" einen Prozess anzustoßen, der einen Wendepunkt im Einsatz für die Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung bedeuten kann. Entscheidend ist, dass möglichst viele dafür das tun, was ihnen möglich ist.


Nachdenklich: Papst Franziskus / © AM113 (shutterstock)
Nachdenklich: Papst Franziskus / © AM113 ( shutterstock )
Quelle:
KNA
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